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„plata o plomo“ – Auf den Spuren des Pablo Escobar

Er gilt als der reichste Mafiaboss aller Zeiten. Während seiner besten Jahre soll er bis zu 1,5 Millionen US-Dollar am Tag verdient haben. Als siebtreichster Mann der Welt kontrollierte 80 Prozent des internationalen Kokainmarktes. 1982 ließ er sich sogar als Abgeordneter in den kolumbianischen Kongress wählen. Pablo Escobar, ein Mann mit unschuldigen braunen Augen. Seine Ranch, die Hacienda Nápoles, umfasste einen Flugplatz, eine Stierkampfarena, sechs Swimmingpools und künstliche Seen für Wasserski. Für seinen dortigen Zoo ließ er Elefanten, Büffel, Löwen, Nashörner, Gazellen, Zebras, Flusspferde und Kamele einfliegen.
In Medellín, seiner Heimatstadt, konnte ich einen Historiker ausfindig machen, der Escobar-Führungen anbietet. Gemeinsam besuchten wir heute Gebäude die Escobar erbauen ließ, darunter ein Krankenhaus, eine Schule, Sozialwohnungen, Restaurants und Diskotheken. Die Büro- und Apartmentkomplexe waren zumeist mit einem Hubschrauberlandeplatz ausgestattet. Für die ärmere Bevölkerung von Medellin errichtete Escobar mehr als einhundert kleine Sportstadien.
Seine Karriere begann der Drogenboss mit dem Verkauf von Einzelteilen gestohlener Autos, geschmuggelten Marlboro-Zigaretten und Marihuana. Seine Bande entführte reiche Bürger und tötete sie oft auch trotz Lösegeldzahlungen. Mitte der 70er Jahre kam es zu einem Boom der Modedroge Kokain. Escobar nutzte die Verdienstmöglichkeit und baute ein gewaltiges Drogenimperium auf. Die Transporte wurden hauptsächlich mit Staffeln kleiner Sportflugzeugen durchgeführt. Aber auch ferngesteuerte Mini-U-Boote transportierten Kokain bis nach Puerto Rico. Allein von seinen beiden Hauptstützpunkten aus verließen monatlich 20 Tonnen Kokain das Land. In der Endphase ließ Escobar 10 Tonnen Kokain in einer umgebauten Boeing 727 in die USA exportieren.
1976 wurde Escobar verhaftet, gelangte aber durch Bestechung als bald wieder auf freien Fuß. Daraufhin erklärte er dem Staat und der Polizei den Krieg. Seine Losung: „plata o plomo“/ „Silber oder Blei“ – Für oder gegen mich. Auf jeden getöteten Polizisten setzte er ein Kopfgeld von 1000 Dollar aus (1). Wöchentlich kamen daraufhin allein in Medellín fast 40 Polizisten ums Leben. Die Hauptstadt Bogotá überzog er mit einem Bombenterror. In ein Gebäude der CIA ließ er einen LKW mit 160 Kg Dynamit einfahren. Es war der größte Bombenanschlag in der Geschichte Kolumbiens.
Escobar stand auf 15-jährige Mädchen. Den Minderjährigen schenkte er gern einen Motorroller. Wenn er des Mädchens überdrüssig wurde, nahm er ihr den Roller wieder weg. Wurde eines der Mädchen schwanger, wurde sie von Escobars Auftragskillern ermordert. (2)
Als 1989 der Präsidentschaftskandidat Luis Carlos Galán während einer Wahlveranstaltung ermordet wurde, intensivierte der Staat Kolumbien die Verfolgung Escobars. 1991 stellte sich der „El Doctor“ schließlich. Zusammen mit seiner Leibwache zog er in das von ihm selbst erbaute, luxuriöse Gefängnis „La Catedral“. Von hier aus kontrollierte er weiterhin den Kokainmarkt und ließ (unter anderem) Drogenhändler ins Gefängnis kommen, um sie dort zu ermorden. Nach einigen Skandalen wollte die Regierung ihn in ein anderes Gefängnis verlegen doch Escobar gelang die Flucht. Erst nach acht Monaten wurde er im Haus seiner Tante gestellt. Seinen Aufenthaltsort hatte die Polizei durch das Abhören seiner Familie herausgefunden, die in der Zwischenzeit versucht hatte nach Deutschland und Argentinien auszureisen. Zum Abschluss unserer Tour besuchten wir Escobars Grab. Es soll, nach Evita Perons, das meistbesuchte Lateinamerikas sein. Eine kleine Tafel mit seinem Namen schmückt die zwar große, aber schlichte Familienstätte. Escobar selbst hatte sich den Untersatz „Ich wollte der Kriminellste aller Kriminellen sein.“ gewünscht. Aber dagegen hatte seine Mutter etwas einzuwenden gehabt.

IMG_6712Eins der 70 kleineren Flugzeuge Escobars. Sie hoben etwa vier mal wöchentlich ab um Kokain in die USA auszufliegen.

(1) Für 4000 Dollar konnte man sich damals in Kolumbien ein kleines Haus kaufen.
(2) Auch seine Frau María Victoria Henao Vellejo heirate Escobar, als diese erst 15 Jahre alt war. Nach eigener Aussage wurde die Ehe als sehr glücklich eingeschätzt. Dazu gibt es folgende Geschichte: Als Escobar einmal in einer Orgie mit mehreren Frauen beschäftigt war, kam seine Frau verfrüht nach Hause. Escobar ließ seine Freundinnen schnell in ein Flugzeug steigen und über dem Haus kreisen, bis seine Frau wieder gegangen war…

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Posted in Kolumbien.

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