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Medellín – Statt der Drogen, Stadt der Blumen

Während ich heute auf einem Marktplatz der Stadt Medellín an einer Kirchenmauer lehnte, einen Eis-Cappuccino schlürfte und das Treiben vor mir beobachtete, kam ein Mädchen auf mich zu. Sie blickte mir tief in die Augen und sagte leise: „Du bist wunderschön!“. Wow. Ich war total baff. Vor Verlegenheit wusste ich gar nicht was ich sagen sollte. So etwas war mir zu Hause noch nie passiert. Ganz unverbindlich wurde ich im Laufe des Nachmittags auch noch von einigen Männern angesprochen – und in das eine oder andere längere Gespräch verwickelt. Schnell gewann ich den Eindruck in Medellín ist man Fremden gegenüber offen eingestellt. Und diese kommen, obwohl „Die Stadt des ewigen Frühlings“ (1) kulturell gar nicht so viel zu bieten hat. Abgesehen von ein paar Kirchen (2) ist die kolonialzeitliche Architektur praktisch verschwunden. Das Zentrum ist geprägt von neuzeitlichen Betonbauten. Und dennoch: Medellín ist schick. Medellín ist modern. Und seine Einwohner sind stolz darauf. Kaum ein Taxifahrer, der mich bisher nicht mit glänzenden Augen auf die supermoderne Metro neben dem Highway hingewiesen hat. Doch trotz seiner Fortschrittlichkeit hat auch Medellín mit typischen kolumbianischen Problemen zu kämpfen. Bei meinem heutigen Besuch im Stadtzentrum war ich praktisch umringt von sich feilbietenden Wesen des weiblichen Geschlechts. Um es deutlich zu machen: ich habe noch nie so viele Prostituierte auf einem einzigen Platz gesehen, wie heute Mittag im Stadtzentrum von Medellín. Man hätte meinen können ihre Gewerkschaft gebe eine Kundgebung. Dabei ist das Geschäft eigentlich auch in Medellín illegal.
Immerhin scheint die Stadt den Drogenhandel im Griff zu haben. Kein einziges mal wurde ich heute von der Seite angewispert. Und das trotz extrem geringer Polizeipräsenz. Nur die Touristen scheinen den Schuss noch nicht gehört zu haben. Auf dem Heimweg zu meinem Hostel sah ich einen Amerikaner in seinem Auto. Zwei Six-Packs und fünf Motorräder umstellten ihn. Ich konnte von der anderen Straßenseite aus sehen, wie sehr er zitterte. I
n Medellín wird mit Schnittblumen (3) Geld gemacht, seit Pablo Escobar und sein Kartell (4) Stadtgeschichte sind. Hatte der Ami das nicht gewusst?

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(1) Da die Temperaturen selten über 30 Grad klettern oder unter 16 Grad fallen, geben die Einwohner ihrer Stadt stolz Namen wie Bella Villa oder Capital de la Eterna Primavera, Hauptstadt des ewigen Frühlings. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 24 Grad.
(2) Sehenswert ist die Catedral Metropolitana. Sie gilt als die größte Backsteinkirche Südamerikas.
(3) Die Stadt ist berühmt für ihre Gartenanlagen, ihre Blumen und die Vielfalt der Orchideen, die hier heimisch sind. Deswegen hat Medellin auch den Beinamen Capital de las Flores (Hauptstadt der Blumen).
(4) In den 1980er Jahren litt Medellin unter der Macht des Medellín-Kartells, das eine führende Rolle im weltweiten Handel mit Kokain einnahm.

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