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Nukak Makú – Die einzig „wahren“ Menschen

Es gibt sie noch, die „wilden“, indianischen Stämme. Im Lendenschurz und mit Blasrohren bewaffnet ziehen sie durch den dichten Regenwald am Amazonas. Und jagen Affen. Der „Weiße Mann“ ist ihnen durchaus bekannt. Doch nehmen sie vor ihm reiß aus, ziehen sich immer weiter zurück, in noch unberührte Regionen des Dschungels. Vor nicht allzu langer Zeit konnte sich einer dieser Stämme nicht weiter zurück ziehen. 1988 wurden die Nukak-Makú von modernen Conquistadoren entdeckt. Missionare eilten in das Gebiet. Und schleppten Krankheiten ein. Masern und Grippe dezimierten die Zahl der Nukak von 3000 auf 600, als wäre der historische Zusammenhang nicht bekannt. Und dem Übel nicht genug, rückte auch noch die FARC an und vertrieb die Nukak aus ihrem Stammesgebiet. Die Regierung half aus und wies den Indianern einen Park zu.

Dort sammeln die Nomaden heute ihre Nahrungsmittel. Auch bei weißen Siedlern in der angrenzenden Umgebung. Hühner, Reis, Yucca, und Kartoffeln. Doch als „Diebstahl“ betrachten die Nukak das nicht. Denn von Eigentum und Besitz haben die Nomaden eine ganz eigene Auffassung. Wer zu viel hat, teilt. Und der Weiße Mann hat ganz bestimmt „zu viel“. Jagt ein Nukak fünf Affen übergibt er einige automatisch der Gemeinschaft. Und das gleiche Verhalten mutet er auch Fremden zu. Denn in der Akkumulation von Dingen erkennen die Nukak keinen Sinn.
Moderne Errungenschaften wie Handy, Fernseher und Flugzeug sind durchaus bekannt. Doch sorgen sie nicht für Verwunderung. Es sind keine Zeugnisse von Überlegenheit. Von Bedeutung für die Nukak sind lediglich die Natur, Gesundheit und der „Spirit“, der allem „Natürlichen“ inne wohnt. Um den „Spirit“ zu treffen, ihn zu erleben, wird  Ayahuasca getrunken. Und auf den Weg der Erkenntnis leitet ein Schamane.
Abgesehen vom Weißen Mann kennen die Nukak Indigene, sprich Vertreter anderer Stämme. Doch beide „Arten“ von Fremden werden nicht sonderlich „respektiert“. Im Gegensatz zu jenen, halten die Nukak sich selbst für die einzig „wahren Menschen“, „the real people“. Denn nur sie selbst wurden vom „Spirit“, vom Geist des Waldes erschaffen. Und nur sie sind in der Lage diesen zu erkennen. Der Weiße Mann hingegen fällt Bäume. Er tötet den Spirit. Für die Nukak ist das ein Verbrechen.

So unglaublich wie sich diese Vorstellungswelt anhören mag, so unauffällig sind die Nuka heute gekleidet. Sie mögen Badelatschen, weiße T-Shirts und Sonnenbrillen. Und natürlich Geld! Denn dafür kann man sich alles kaufen. Auch das man es sich verdienen muss, ist bekannt. So klopfen sie durchaus an die Türen von Farmen und verdingen sich. Doch nach ein paar Tagen ziehen sie wieder weiter. Denn, wie gesagt, der Anhäufung von materiellen Dingen, wie eben auch Geld, messen sie keine Bedeutung bei.
Was mir die Nukak besonders symphatisch macht, ist ihre Vorliebe für Hängematten. Manche sind so groß, dass ganze Familie darin Platz finden. Sollte jemals jemand nach einer passenden Bezeichnung für ihre Kultur suchen, kann er getrost auf das treffende Wort „Hängemattenkultur“ zurückgreiffen. Da die Suche nach Nahrung im reichen Regenwald nicht viel Zeit in Anspruch nimmt, verbringe sie den größten Teil des Tages nämlich in eben diesen.
Besonders irritierend in der Lebenswelt der Nukak ist ihre Methode soziale Probleme zu lösen. Sind sie unzufrieden mit einer Situation und wissen sich nicht mehr anders zu helfen, nehmen sie ein Gift zu sich, mit dem sie normalerweise Fische jagen. Sie begehen sozusagen Selbstmord. Das Gift ist nicht zwangsweise tödlich, versetzt die Familie jedoch in helle Aufregung. Das Problem wird diskutiert. Meist fällt danach eine Entscheidung zugunsten des Attentäters. Und wenn er Glück hat, erlebt er auch noch seinen Vorzug.
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