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Auf dem Gringo-Trail

Von allen südamerikanischen Ländern, die ich bisher besucht habe, ist Peru das mit Abstand von Touristen am meisten überlaufene Land. Die peruanische Panamericana ist ein Highway, auf dem sich ausländische Touristen in Scharen von Nord nach Süd und von Süd nach Nord bewegen. Die meisten folgen den Empfehlungen von „Lonely Planet“, sie fahren also alle in dieselben Orten, übernachten in denselben Hotels, essen in den gleichen Restaurants. Ausländischen Hostelbetreiber, die diesen Geldmagnetismus auch noch provozieren, gehören zu den Schlimmsten. Siehe dazu auch den Artikel „Mancora – Vorsicht! Loki!“. Reiseführer, wie der „Lonely Planet“ lenken den Touristenstrom. Sie sind in der Lage, mit nur einer einzigen Neuauflage ganze Fischerdörfer zu „zerstören“. Sie empfehlen kleine, „unberührte“, idyllische Dörfer. Und diese sind dem folgenden Ansturm oft gar nicht gewachsen. Ein äußerst unterhaltsames Buch zum Thema hat Thomas Kohnstamm geschrieben: „Die absolut ehrlichen und völlig schamlosen Bekenntnisse eines professionellen Reiseführer-Autors“. Der Ex-Lonely-Planet Autor berichtet darin, wie es hinter den Kulissen des etablierten Verlages zugeht und welche eigenen moralischen Konflikte er mit seinem Beruf hat.

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Daneben sind viele Backpacker einfache Partytouristen, die nur auf Urlaub, Spaß, Drogen und „Beine hoch“ aus sind. Verglichen mit der einheimischen Bevölkerung können sie sich „alles“ leisten, Indigenas sind für sie nicht viel mehr als ein Fotomotiv. Und einige von ihnen glauben Amerikanisierung sei ein natürlicher und fortschrittlicher Prozess. Ein Beispiel: Neulich saß ich mit einem Vertreter dieser Klasse in einem Taxi. Fröhlich plätscherte er in Englisch auf den Taxifahrer ein. Der Taxista verstand kein Wort und ich machte den Gringo darauf aufmerksam, dass wir uns in einem spanischsprachigen Land befänden. Daraufhin meinte dieser, dass es an der Zeit wäre, dass auch Ecuadorianer endlich Englisch lernten. Was soll man dazu noch sagen? Es ist nicht so, dass ich alles richtig mache. Aber ich gebe mir doch zumindest mühe. Und es ist auch nicht so, dass jeder Gringo sich daneben benimmt. Aber viele tun es eben doch. Das passiert nicht immer mit Absicht und den Gringos sind ihre Fauxpas oft auch gar nicht bewusst. Aber die Auswirkungen sind doch überall deutlich zu spüren. Eigentlich sollte jeder Tourist einen Dreiwochenlehrgang machen müssen, bevor er ins Ausland entlassen wird. Auf historische Anlagen treten oder setzen sie sich drauf, nur weil nicht wie in der Heimat gewohnt ein Absperrband vorhanden ist. Und wenn kleine, halbwüchsige Mädchen mit Geld aus Europa oder den USA einheimische betagte Gastwirte oder Hostelbetreiber auf englisch rumkommandieren, als wären diese minderbemittelt, dann ist das für mich mittlerweile ein Schauspiel, bei dem ich unter Krämpfen den Raum verlassen muss. Angenehmer war es bis jetzt immer in Gegenden, die von Touristen weniger frequentiert wurden. An diesen Orten sind die Einheimischen noch aufgeschlossen und neugierig. Und es dreht sich nicht immer alles nur noch ums „plata“.
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