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Máncora – Vorsicht! Loki!

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… einen Tisch, ein paar Flaschen Sprit und eine hübsche Angestellte – mehr braucht eine Tankstelle eigentlich nicht. Der kurze Anfahrtsweg ersparte Zeit und die Einrichtung erwies sich als ausgesprochen praktisch. Ganz im Gegensatz zum Grenzübergang, in dessen Mitte sich diese Anlaufstelle für durstige Fahrzeuge platziert hatte. Das ecuadorianische Immigrationsbüro befand sich bereits 3 km vor der eigentlichen Staatsgrenze, das peruanische erst 3 km dahinter. Die Demarkationslinie selbst musste ich zu Fuß überqueren. Und so wie ich meinen Rucksack, hatte hier scheinbar jeder etwas zu transportieren. Dabei bugsierte er es entweder auf dem Rücken, zog daran oder schob es in einem Karren vor sich her. Manche versuchten ihren Besitz auch an Ort und Stelle zu verkaufen. Sonnenbrillen, überreife Früchte, Nüsse, frittiertes Gemüse und alles wonach mir sonst noch nicht war, wurde mir unter die Nase gehalten. Dazwischen versuchten sich LKWs und Busse einen Weg zu bahnen. Nach dem zweiten Stempelgang waren es bis nach Thumbe, dem ersten peruanischen Ort noch einmal 10 km. Als ich in Máncora eintraf, ging bereits die Sonne unter. Ich hatte es geschafft und ich war es auch.

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Unter diesen Umständen erschien mir das Ambiente meines abendlichen Hostels wie ein Traum. Das weiß getünchte Gemäuer versprach Sauberkeit. An einer Bar unter freiem Himmel amüsierten sich lautstark ein paar Gringos. In ihren Gesichtern spiegelte sich das blaue Licht eines elektrisch beleuchteten Pools. Quer über den Innenhof sang Lenny Kravitz. Und es roch nach frisch gebratenen Steaks. „Soll ich Dir auch eins drauf legen?“, rief von weitem ein Typ mit einem hellblauen, fettigen T-Shirt, die Grillgabel auf mich gerichtet. Ich hatte meinen Rucksack noch nicht abgenommen, stammelte aber ein „Ja!“ hervor. Warum auch nicht? Gegessen hatte ich noch nichts. War ja auch nett mir unbekannterweise etwas anzubieten. Ich stellte mich vor. „Ich bin Andreas aus Hamburg.“, entgegnete mir Andreas. „Scheint ja sehr nett hier zu sein“, steuerte ich bei, in der Absicht meinen ersten Eindruck zu verarbeiten. “Das ist es.“, gab Andreas zurück, „Und es gehört alles mir.“ (1) Während er das sagte hob er wieder seine Grillgabel an und zeichnete den Umriss des Hostels nach. „Eigentlich bin ich Koch. Jetzt gehören mir 160 Betten.“. „160? Dann würde ich das hier nicht mehr als Hostel bezeichnen. Das ist doch dann schon eher ein Ressort!“, rutschte es mir raus. „Hol Dir ’n Teller. Sonst wird’s kalt!“, bellte Andreas zurück. Dankbar nahm ich das Angebot an. Offensichtlich war ich in ein Fettnäpfchen getreten. Dabei hatte ich, wie sich in den nächsten Tagen noch herausstellen sollte, mit meiner Feststellung gar nicht so falsch gelegen. Máncora war vielleicht einmal ein idyllisches Fischerdörfchen das Surfer und Rucksackreisende anzog. Doch heute ist Máncora Loki. Loki zieht an. Und Loki bietet den Angereisten alles, was sie an Komfort daheim gelassen haben – und noch mehr! Wettbewerbe, Wasserspiele, und Motto-Partys fesseln die Gäste an gute Laune und die Bar. Gründe das Loki zu verlassen gibt es eigentlich nicht. Sogar mit dem Strand ist das Loki direkt verbunden. Positiv gesehen bleiben den Anwohnern so die Gringos erspart, negativ gesehen aber auch ihr Geld. Loki behält es ein wie ein Magnet. 1,5 Jahre ist das Loki in Máncora gerade mal alt. Doch der zermürbende Einfluss auf die heimische Infrastruktur ist nicht zu übersehen. Von den vielen Bars am Strand haben gerade einmal drei noch täglich geöffnet. Ein nächtliches Strandleben findet sozusagen gar nicht mehr statt. Als ich eine der drei noch laufenden Bars an meinem zweiten Abend aufsuchte, musste sie gerade schließen. Der Eigentümer vom Loki habe die Polizei verständigt, erklärte mir die Kellnerin seine Gäste fühlten sich in ihrer Nachtruhe gestört. Kaum hatte sie mir das erklärt, postierten sich auch schon drei Polizisten vor ihrer Bar. Für Peru scheint das selbe zu gelten, wie für Ecuador: „Wer Geld hat, kann hier damit machen was er will.“
Meinen Aufenthalt in Máncora versuchte ich dennoch zu genießen, was mir auch gelang. Vor der Küste rollen kilometerlange Wellen entlang, von perfekter Form und Stärke zum Surfen. Ein solcher Monsterbrecher katapultierte mich in wenigen Sekunden mehrere Hundert Meter bis auf den Strand. Es war der Wahnsinn. Mein absoluter Rekord. Außerdem lernte ich in diesen Tagen Stefen kennen. Der Österreicher hatte gerade zwei Jahre in Lima verbracht und erwies sich als ein schier unendlicher Pool an Erfahrungs- und Erlebnisberichten über das Leben in Peru. Nun bin ich gespannt, was mich in den nächsten Tagen und Wochen so ereilen wird.

(1) Neben dem „Loki“ in Máncora gibt es in Peru und Bolivien noch drei weitere Hostels mit dem Namen „Loki“. Alle vier sind eng miteinander „verdrahtet“, funktionieren nach der selben Geschäftsidee und arbeiten auch sehr effizient nach dem selben System. Soweit ich weiß gibt es insgesamt neun Eigentümer.
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