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Islas del Uros – Ausflug in ein goldgelbes Märchenland

Langsam durchbrach unser Kutter die spiegelglatte Oberfläche des Titicaca-Sees. Abbilder von Totora-Schilf und rotbraune Bergformationen versanken in Strudeln. Ausser mir befand sich eine handvoll Touristen an Bord, vorangig Peruaner. Leise brummte der Außenbordmotor vor sich hin. Niemand sprach ein Wort. Entspannter konnte ein Montagmorgen nicht beginnen. Nach etwa einer halben Stunde passierten wir ein Schild mit der Aufschrift: „Bienvenidos Alas Flotantes Los Uros“. An Bord verursachte es im nu Unruhe. Wir hatten unser Ziel erreicht.

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Kameras wurden gezuckt. Uns bot sich ein einmaliger Anblick der mir unvergessen bleiben wird. Goldgelbe Hütten und Aussichtstürme spickten den grüngehalmten Horizont. An den Ufern kleiner Inseln garben Fischer Stroh. Boote merkwürdiger Bauweise waren mit mit Drachenkoepfen verziert. Im Glauben, er hätte das El Dorado entdeckt, hätte Pizarro seine Mannen mit Sicherheit sofort ins Feld geschickt. Ihr Fund hätte ihn allerdings schwer enttäuscht. Alles, was hier goldgelb leuchtete bestand aus Stroh. Boote, Häuser, selbst deren Einrichtungsgegenstände, wie Tische und Stühle, entpuppten sich als kunstvolle Flechtarbeiten aus Totora-Schilf. Am Ufer einer Insel begrüßte uns eine Famlie. Zwei ältere Weiber halfen uns vom Boot zu steigen. Ein Mann namens Washington (1) klärte uns über die Konstruktionsweise seines schwimmenden Grundstueckes auf. Es bestand aus nicht mehr als vertäute Strohballen. Da sie von unten her verfaulen, werden sie von oben regelmäßig, kreuzweise mit neuem Stoh gedeckt. Jede Familie der Uros bewohnt eine eigene Insel. Besteht Platzmangel, wird das Strohgetäu einfach um weitere Strohballen ergänzt. Rauchen ist strikt verboten. Sein kunstvoll geflochtenes Boot bezeichnete der Mann als neustes Modell von Mercedes Benz. Aus Dank für diese kurze Einführung erstand ich ein paar handgemachte Kettenanhänger. Danach servierte man uns ein Mittagessen nach Art der Inseln, gebratenen Fisch mit Reis und Kartoffeln. Zum Abschied trällerten uns die Damen ein traditionelles Uroslied vor. Dann wurde ich nach meiner Herkunft befragt. Und ob ihr`s glaubt oder nicht: Als Zugabe gabs eine Version von „Alle meine Entlein“, das ganze auf Quechua-Deutsch. Ganz ehrlich gesagt, ich habe Baukloetze gestaunt: Muchos gracias Seniorias!

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(1) Wie ich feststellen konnte, haben peruanische Eltern eine Schwäche für die Nachnamen verstorbener, amerikanischer Präsidenten…
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