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Fremd ist der Fremde auch nicht in der Fremde

Von Georg Seeßlen

Reisen ist eine Art der Bewegung in der Welt, in der man ein wenig von sich selbst aufs Spiel setzt. Gefährdungen des Körpers sind so wenig ausgeschlossen wie merkwürdige Verschiebungen der Wahrnehmung. Am Ende der Reise, das wissen wir aus beinahe allen unserer Erzählungen, steht entweder die glückliche Heimkehr oder Wahnsinn und Tod. Was wäre eine Reise wert, wenn sie nicht ebenso gut ins Paradies wie ins Herz der Finsternis führen könnte?
Urlaub dagegen, ein ziemliches neues Phänomen der ökonomisch differenzierten Gesellschaft, ist ein Intervall, ein Innehalten, eine Beruhigung im fortlaufenden Prozess von Arbeit und Alltag: Ausruhen. Im Urlaub geschieht zugleich die Aufhebung und die Fortsetzung der Spaltung des arbeitenden Menschen in sein gesellschaftliches und sein privates Ich. Mehr noch: „Urlaub vom Ich“ heißt für eine (immer viel zu kurze) Zeit seinen Verpflichtungen von Schweiß, Industrie und Nachbarschaft zu entkommen. Und mehr noch: Im Urlaub ist man nicht mehr ganz Ich. Das zeigt sich schon daran, dass man sich anders kleidet (und das nicht nur, weil es praktisch ist), sich anders bewegt, einen anderen Blick entwickelt. Man ist ein bisschen mehr als Ich (im Erlebnis der Fremden), ein bisschen weniger als Ich, wenn man nur noch so fundamentale Erfahrungen an sich lässt wie Wasser, Sonne und Zeit: – die Seele baumeln lassen. Aber kann man mit einer baumelnden Seele reisen?

Sommerfrische und Massentourismus
Eine Urlaubsreise ist ein Widerspruch in sich. Das „Ausruhen“ muss mit der sensationellen Veränderung vereint werden, eine Bewegung, die eigentlich Ruhe ist, und eine Ruhe, die Bewegung braucht. Aus sich heraus und in sich hinein. Eine Urlaubsreise ist also ein sehr individuelles Kunstwerk gegen die eigene Alltäglichkeit – und gleichzeitig ein industriell gefertigtes Produkt auf einem wachsenden Markt.
So ist die Urlaubsreise das Gegenteil einer abenteuerlichen oder empfindsamen Reise, und sie ist auch das Gegenteil des klassischen bürgerlichen Urlaubs in der Sommerfrische. Hier war ja Verortung und Dauer das Wesentliche; da, wo man in die Sommerfrische hinfuhr, hatte man so etwas wie ein zweites Zuhause, ein zweites Leben in der Nähe der Natur und des Volkes. Die moderne Urlaubsreise war zunächst so etwas wie eine Dynamisierung der Sommerfrische. Doch als die Deutschen in den späten fünfziger Jahren gen Süden aufbrachen, steckte natürlich mehr dahinter: eine neue Weltlust des Wirtschaftswunder-Mittelstandes, Mobilität als neuer kultureller Wert, und die Saturierung der ersten Bedürfnisse. Die Wohnung eingerichtet, die Fresswelle verarbeitet, der Kleingarten gepflegt, das Automobil abgezahlt, mit dem es nun nur noch auf große Reise gehen kann. Dieser Massentourismus unterschied sich von der Sommerfrische durch das eklatante Fehlen jeder Selbstverständlichkeit. Diese Welt der Steilwandzelte, knallroten Gummiboote, Campingkocher und Duschkabinen, der Ferienhotels am Wörthersee und der Folkloreabende wurde zum Ur- und Schreckbild der kommenden Entwicklung. Paradies und Parodie in einem.
Die Widersprüche der Urlaubsreise haben sich seitdem dramatisch zugespitzt: Urlaub ist in der postindustriellen Gesellschaft, der die Arbeit ausgeht, und die an ihre Stelle die Inszenierung der Karriere gesetzt hat, eigentlich absurd geworden. Er wird zum Medium der karrieristischen Selbstdarstellung. Soziale Ruhe kann man sich nicht erlauben – so zerstört das geschäftige Handy den Urlaub mit Karriere-Plots, während umgekehrt der Geschäftsreisende sein Handy benutzt, um seine Urlaubspläne zu verbreiten. Andererseits darf ja in der Karriere die Anstrengung nur als Lust erscheinen. Die Abfolge von Mühsal und Erholung, von Arbeit und Urlaub funktioniert nicht mehr. Kein Wunder, dass es in den Prospekten für Urlaubsreisen immer wenig um „Erholung“ geht – und der Aspekt „Aufregung“ immer wichtiger wird. Weniger Urlaub, mehr Reise wird da versprochen. Und: Es ist immer was los.
Wie kommt ein Mensch überhaupt dazu, sich aus der Heimat in die Fremde zu begeben? Das ist eine lange Geschichte. Vielleicht weil er sich auf die beschwerliche Suche nach neuer Nahrung begeben muss. Das ist die nomadische Form der Reise. Vielleicht weil er begehrt seines Nächsten oder Übernächsten Knecht, Magd, Vieh, Weib oder alles was sein ist. Das ist die kriegerische Form. Und dann ist es eine der furchtbarsten Strafen, aus der Heimat ins „Elend“, die Fremde vertrieben zu werden. Die Verbannung kam früher gleich nach der Todesstrafe. Oder der Mensch reiste, weil er etwas, was bei ihm selbst nur wenig, in der Fremde aber sehr viel wert ist, gewinnbringend verkaufen konnte. So entsteht die Handelsreise. Wer nur die eigene Arbeitskraft verkaufen kann, macht sich als Hirtenknaben auf den Weg über die Alpen, Handwerksburschen gehen auf Reisen, und Wanderarbeiter verdingen sich von einem Hungerlohn zum anderen. Die Fremde muss freilich auch schon deswegen bereist werden, weil es sie gibt, so wie ein Berg bestiegen werden muss, weil er da ist. Da haben wir die Expeditionsreise. Und die Welt, die daheim eng und geregelt ist, und unendlich suggestiv und lehrreich woanders, fordert zu den neuen, den bürgerlichen Reisen heraus. Die Bildungsreise beginnt schon die Verhältnisse herumzudrehen: Man bereist die Fremde auch, um sich selbst zu finden. Die Bildungsreise trivialisiert sich in der Abenteuerreise und sublimiert sich in der philosophischen Reise. Am Ende steht schließlich noch die Gesundheitsreise, der Aufenthalt in Kurbädern, in Sanatorien mit gesunder Luft und ärztlicher Betreuung, bevor Fitness und Wellness alltagstauglich wurde, Reisen an einen Ort zwischen Leben und Tode. Zwischen Paradies und Herz der Finsternis: die Reise auf den Zauberberg.
All das, so widersprüchlich es sein mag, vereint sich in einem Ziel: im Triumph des reisenden Subjekts über das Bereiste. Und all das und noch viel mehr steckt in der letzten, der bürgerlichen Reise-Formen, in der Urlaubsreise. Sie ist ein Kriegsunternehmen mit friedlichen Mitteln, eine begrenzte und kontrollierte Verbannung, ein Handels- und Beutezug mit eher symbolhaften Waren, eine Bildungsreise mit verlässlich tautologischer Information (es ist alles so, wie es beschrieben wurde), eine Abenteuerreise mit kontrolliertem Risiko. Und eine Selbsterfahrung – auch wenn es dabei nicht mehr um philosophische Grundfragen von Ich und Welt geht, sondern eher um die heftige Erfahrung, mit sich und den seinen alleine zu sein. Die andere Seite der Reiselust ist die Ehekrise.
Die Urlaubsreise, die an ihren neuen und alten Widersprüchen krankt, muss, um sich zu retten, beständig Formen und Wesen ändern, sich spalten, hier verschwinden und dort an überraschenden Orten wieder auftauchen. Man nennt das „Reisetrends“, und so ist neben der Primärindustrie von Reiseveranstaltern, Gastronomie und Transportgewerbe eine Sekundärindustrie entstanden, die Reisebilder in Fernsehmagazinen, Zeitschriften, Prospekten usw. produziert.

Dabei ist eine merkwürdige Spezies entstanden: die Reisejournalistin und ihr Kollege, die, wie einst das Halbblut (Scout) im Wilden Western, ruhelos durchs Land ziehen, um Ferienparadiese und Sehenswürdigkeiten zu beschreiben – und vor allem die kleinen noch nicht entdeckten Wasserstellen für Urlauber zu finden, die sich in Ferienparadiese oder Sehenswürdigkeiten verwandeln lassen. Früher brachte die Reise Erzählungsformen hervor, vom Reisetagebuch zum Dia-Abend. Heute bringt die Reiseindustrie ein unaufhörliches mediales Gerede hervor, ein Bilder-Grundrauschen über die Welt-Attraktionen. In diesen medialen Endlosschleifen geht es um die klassischen Reiseziele, um Neuentdeckungen (oder -erfindungen) und natürlich viel um Sicherheit. Keine Reise ohne Reiserücktrittsversicherung!
Die Urlaubsreise ist also eine ziemlich unmögliche Unternehmung. Dem widerspricht keineswegs, dass noch nie so viele Menschen so intensiv und zerstreut verreisen und dass die Tourismusbranche boomt. Es ist ja kein Zufall, dass Mutter Beimer aus der „Lindenstraße“ nach Ehescheidung und allerlei sonstigen Lebenskrisen ausgerechnet ein Reisebüro gründet. Vielleicht sind uns ja alle Hoffnungen in die Urlaubsreise gerutscht, und Mutter Beimer verteilt Urlaubsreisen so wie frühere „Mütter der Nation“ gute Ratschläge verteilt haben. Allerdings ist die kulturelle Bewegung, die mit der Umwandlung der Sommerfrische in die Urlaubsreise begann, noch keineswegs abgeschlossen. Einige schöne Nebenaspekte der Urlaubsreise sind dabei verloren gegangen: vor allem die Erzählbarkeit und die Abbildbarkeit des Urlaubszieles. Früher musste man von seinem Urlaubsort Postkarten schicken, ja manchmal sah es aus, als sei der Ort vor allem zum Postkartenschreiben geschaffen und der Reisende nur zum Postkartenschreiben hierher gelangt. Ach, wie lange habe ich keine Urlaubspostkarte mehr erhalten! Und wie hat sich das Angebot in den Ständern der Souvenirläden reduziert. Auch von seiner Urlaubsreise zu erzählen, auch der Dia-Abend mit den Freunden, will nicht mehr so recht gelingen. Denn jeder hat ja schon seine eigenen drei, vier Urlaubsreisen dieses Jahr hinter sich und im TV gibt es viel bessere Bilder von Mallorca als beim Dia-Abend. Die Urlaubsreise ist schrecklich trivial geworden. Sie entzieht sich immer mehr der Erzählbarkeit. Welche Möglichkeiten also gibt es, sie zu retten?
Die Hysterisierung. Urlaubsreisen gibt es in schier endloser Vielfalt. Es gibt keinen Ort mehr, der sich nicht irgendwie als Reiseziel eignen würde, es gibt auch keine klare Trennung der „Saisonen“ mehr. Auch die klassisches Struktur (Anreise, Ferienparadies, Exkursionen, Abreise) tritt zurück zugunsten neuer Reise- und Ruhe-Samples. Nicht zu unterschätzen ist dabei das Abenteuer der Ökonomie. Eine glückliche Reise ist ein „Schnäppchen“; das Vergnügen am Ergattern einer Last-Minute-Reise ist so groß geworden, dass die Frage, ob die angebotene Gelegenheit überhaupt günstiger ist als das Normal-Angebot, manchmal unwichtig wird. Eine Last-Minute-Reise ist einfach „authentischer“ als ein lang geplantes Vorhaben. Ja, wir wollen die Urlaubsreise, die so verplant und pauschalisiert scheint, durch die Jagd nach dem Last-Minute-Angebot wieder ein wenig chaotisieren, uns unter Zeitdruck setzen, dem Zufall eine Chance geben. Hysterisieren können wir die Reise natürlich auch, indem wir dorthin fahren, wo es „wirkliche Gefahren“ gibt, wo man beraubt, entführt, getötet werden könnte. Ja, von einem wirklich tollen Schnäppchen, von einer Entführung oder einem Schlangenbiss, davon kann man noch erzählen!

Die Beschleunigung. Die Reise selbst als Bewegung verschwindet. Man fliegt nachts, und im ICE rast man vor allem durch Tunnel und an Lärmschutzmauern entlang. An die Stelle der Bewegung tritt der harte Schnitt zwischen dem Hier und dem Dort. Weil es so schnell geht, wird auch der kurze Aufenthalt lohnend. Je kürzer die Bewegung, desto kürzer der Aufenthalt. Der Kurzurlaub, den die Kulturpessimisten als Ausdruck unserer schnelllebigen Zeit sehen mögen, ist der Versuch, dem Augenblick eine Kostbarkeit zurückzugeben. Der Urlaub in seiner beschleunigten und verkürzten Form dient nicht mehr der Erholung oder der Erfahrung, er wird zum Empfindungsflash. Kein Zufall, dass der „kick“, den man da sucht, aus der Drogensprache stammt.

Die Fragmentierung. Nehmen Sie nicht einmal den „großen Urlaub“, verteilen Sie ihren Reisehunger über das ganze Jahr. Lieber zweimal eine Woche statt einmal zwei Wochen! Auch von dieser Spaltung scheinen alle zu profitieren. Die Arbeitgeber können ihre Arbeitszeiten flexibler gestalten, und Karrierestrategien dulden keine Phasen längerer Abwesenheit. Die Reiseveranstalter verteilen ihre Angebote anti-zyklisch („Wir haben das ganze Jahr Saison!“) und vermehren sie. Und der Kurzurlaubsreisende bekommt mehr Welt und Abenteuer in seine knapp bemessene Urlaubszeit. Mehr ist nämlich nicht weniger, mehr ist immer nur mehr! Natürlich hat das alles seinen Preis: nicht nur für die Reisenden, vor allem für die Bereisten. Die Auffächerung des Angebots.

Ursprünglich gehörte die Reise zum Individuum, das sich bildete und in Frage stellte. Schon das reisende Paar ist eine Dekadenz-Erscheinung, von der Gruppenreise ganz zu schweigen. Die Urlaubsreise dagegen ist ein Medium der Gruppenbildung, der Paar- und Familienbestätigung. In einer idealen bürgerlichen Familie hat man sich im Urlaub kennen gelernt, freut sich die gesamte Familie auf den gemeinsamen Urlaub, kommt man, auch nach der einen oder anderen Krise vielleicht, als Familie gestärkt in die Heimat zurück. Wenn Sie’s nicht glauben, lesen Sie, zum Beispiel, das „Goldene Blatt“ oder sehen Sie fern. Zu den Katastrophen in einem bürgerlichen Leben gehört der „getrennte Urlaub“. Er läutet die große, vielleicht letzte Krise des Paares ein, er macht schmerzhaft bewusst, dass die Kinder das Haus verlassen werden. Logisch, dass jede Krise der Familie auch zu einer Krise der Urlaubsreise führt. So wird daher von der Anbieterseite das Zentrum, der Familienurlaub, vom Rand her aufgerollt. Das Angebot wird aufgefächert, ohne das Zentrum mythisch in Frage zu stellen. Die „Single-Reisen“ versprechen die Möglichkeit einer Paarbildung, bei der Gruppe in der Abenteuerreise schwärmt jeder glückliche Beteiligte davon, wie sehr man einander, irgendwo im Busch, „zur Familie“ geworden ist. Sogar der Individualtourist, der die Massentouristen in den Betonburgen verachtet, ist erst richtig glücklich, wenn er andere Individualtouristen trifft. Wenn drei, vier, viele Individualtouristen zusammenkommen (und das tun sie immer), machen sie sich merkwürdigerweise kaum Gedanken darüber, dass sie nun nicht mehr ganz so individualtouristisch, sondern nur unerträglich sind. Und auch für die Familie gibt es neue Möglichkeiten. Die Familie bricht im Urlaub nicht katestrophisch auseinander, weil das Ferienparadies bereits eine Inszenierung des Auseinanderbrechens anbietet: Im Club Mediterrane und seinen vielen Nachkömmlingen werden durch die besonderen Angebote die Kinder den Eltern, die Eltern einander „abgenommen“. Ein perfekter Mythos: die Familie, die zugleich gemeinsam und getrennt Urlaub macht.

Die Erzählungsreise. Populär geworden sind in den letzten Jahren thematische Reisen (Reisen „auf den Spuren von …“, Reisen auf der Suche nach etwas, und sei’s der frischeste Rohmilchkäse oder die Schauplätze der Sherlock-Holmes-Romane). Das ist ein Versuch, um die schreckliche Trivialität der Urlaubsreise vergessen zu machen. Unter dem Aspekt der Sherlock-Holmes-Spuren wird sogar eine Straßenkreuzung zu einer Sehenswürdigkeit, noch der ödeste Ort kann durch einen Rohmilchkäse-Produzenten neo-touristisch geadelt werden. So gelingt die Re-Exotisierung der Welt sogar noch in einer Form des Massentourismus.

Die Medialisierung. Kann man sich eigentlich eine Kreuzfahrt noch ohne das „Traumschiff“ des Fernsehens vorstellen? Gewiss hat die Medialisierung des Urlaubs eine lange Geschichte – zu den Ferien in den 50ern gehörte zum Beispiel der „Ferienfilm“ im Kino. Doch in den letzten Jahren hat diese Verbindung eine neue Qualität bekommen. Die Inszenierung einer Urlaubsreise gleicht sich dem medialen Vorbild nicht mehr nur äußerlich an, sie imitiert auch deren innere Dramaturgie. Der Thrill einer Kreuzfahrt dieser Tage besteht nicht mehr nur darin, sich bedienen und verwöhnen zu lassen – man will sich dabei auch „wie ein Fernsehstar“ fühlen. Man wird vom Luxusreisenden zum Darsteller eines Luxusreisenden. Weil unsere eigenen Kameras und unsere eigenen Erzählungen nicht mehr taugen für unsere Reisen, haben wir eine unstillbare Sehnsucht danach, unsere Reisen von den anderen, den größeren Kameras, von den anderen, den größeren Erzählungen begleiten zu lassen. Der Urlaubsreise der Zukunft kann nur direkt ins Fernsehen führen.

Das Verschwinden der Fremde
Der Urlaubsreisende will etwas Widersprüchliches: Er will die Wiederholung des Gewohnten und er sucht das Exotische, er sehnt sich nach Heimat und Fremde zugleich. Das führt geradewegs zu dem Ferienparadies. Ein Ferienparadies ist teilweise die extrem verschärfte und proletarisierte Form der Sommerfrische. Ein Ferienparadies ist weder Heimat noch Fremde. Es ist etwas Drittes. Es vereint (scheinbar) das Beste von Heimat und Fremde. Dieses Verschwimmen von Hier und Dort ist tückisch, weil mit der Fremde auch die Heimat zu verschwinden beginnt. Ist ihnen schon mal aufgefallen, dass viele ihr eigenes Heim, besonders wenn es ein Vorstadthaus ist, in eine Art kleines „Ferienparadies“ verwandeln? Und umgekehrt versuchen die Ferienparadiese sich immer mehr den Mittelstandsträumen anzupassen. Auch dort soll es aussehen wie zu Hause. Kein Wunder, dass die Betonburgen sich wieder in Vorstadtsiedlungen auflösen.
Wozu muss man dann noch reisen? Falsche Frage. Wenn wir nicht mehr reisen könnten, wozu dann noch leben?

Tagesspiegel, Berlin, vom 30.06.2006

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