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Santa Marta – Ankunft am anderen Ende des Kontinents

Seit meiner Abreise aus Ushuaia habe ich 7400 km Luftline auf dem Landweg zurückgelegt. Und heute ist meine Haut zum ersten Mal ins karibische Meerwasser eingetaucht.
Der Landesname Kolumbien leitet sich vom Entdecker Christoph Kolumbus ab. Das Stückchen Stadtstrand, dass mich heute beglückte, habe ich stolzerweise nach mir benannt…

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Man soll den Tag zwar nicht vor dem Abend verdammen, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich hier wohl nicht lange bleiben werde. Das angenehme, bunte Städtchen wimmelt leider nur so von Amerikanern der unsympathischen Art. Besonders die Backpacker in meinem Hostel gehen mir mächtig auf die Ketten. Ihnen scheinen die ignoranten US-amerikanischen Eigentümer ein Vorbild zu sein. Folgende Episode spricht schon Bände: Vor dem Haus reihte sich heute eine Schlange Kolumbianer auf, die den Eindruck machten, als warteten sie auf den Eintritt zu einem großen Fußballspiel. Als ich die Eigentümer nach dem Grund der Ansammlung fragte, antwortete man mir nur knapp, dass täten DIE öfters so, warum wisse man nicht. Als ich mich bei einem Kolumbianer erkundigte, erfuhr ich, dass die Menschen durch die FARC geschädigt worden seien oder vom Staat enteignet wurden und nun auf eine Entschädigung warteten…
„Landverlust“ bzw. „Landstreitigkeit“ scheint in Kolumbien generell ein Thema zu sein. So habe ich bereits Schweigemärsche und Flüchtlings-Camps in der Nähe von Popayan und Cali beobachten können. Wie ich auf Anfrage erfuhr, enteignet der Staat (aus verschiedenen Gründen) die Anwohner, stellt ihnen aber keinen bzw. keinen adäquaten Landbesitz anderen Ortes zur Verfügung.
Auf der anderen Seite ist zu bemerken, dass die Regierung der Polizei eine hohe Präsenz zu steht. Die meisten Menschen begrüßen dies außerordentlich. „Sicheres Reisen ist was Wert!“, heißt es, „Das ist toll!“. Für mich fühlt sich die hohe Präsenz in Santa Marta eher an, wie „Gefahr im Verzug“. Aber viele Touristen müssen eben auch viel bewacht werden. Oder eben auch: wo es viel zu holen gibt, gibt es auch viel zu stehlen… Ich habe jedenfalls noch an keinem Ort zuvor so viele Menschen des Nachts um die Häuser streunen sehen, um Essen in Müllsäcken zu suchen, den Strand zu durchwühlen oder Touristen zu bebetteln. Sogar wenn man nur einfach auf dem Balkon im zweiten Stockwerk über der Straße steht, wird man angesprochen. Angebettelt zu werden passiert hier so häufig, dass man richtig in Übung darin kommt, mit den Leuten auch ein Gespräch zu führen. Mir erscheinen sie alle wie ganz normale Menschen. Nur eben welche, die viel weniger besitzen. Heute hat mich ein Junge nach einem T-Shirt gefragt. Da ich gerade nur drei tragbare habe, hatte ich mir heute Morgen erst ein neues Viertes gekauft. Das war ganz einfach und ging ganz schnell. Muss ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben…?

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Posted in Kolumbien.

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