Skip to content


Valdivia – Die Hoffnung stirbt zuletzt

Während andere verträumte Städtchen durch das Krähen eines Gockels oder das Läuten der Kirchenglocken erwachen, beginnt der Morgen in Valdivia mit einem tiefen, mehrstimmigen Gerülpse. Immerhin wird es nicht durch die Einwohner des sonst schicklichen Städtchens entfacht, sondern durch eine Herde Seelöwen, welche es sich mit Beginn des Fischmarktes auf der Hafenanlage gemütlich machen. Schon dieses morgendliche Schauspiel macht Valdivia zu etwas Besonderem.
Aber auch seine Stadtgeschichte liest sich wie ein indisches Märchen. Mitte des 16. Jahrhunderts gründeten die Spanier die Stadt als Festung im Kampf gegen die Mapuche. 12 Burganlagen sollten die Einwohner vor diesem widerspenstigen Volk schützen. Doch nicht die Mapuche brachten die junge Stadt ins Wanken, sondern ein schweres Erdbeben legte sie in Schutt und Asche. Fleißig begann man mit dem Wiederaufbau. Doch starke Erdrutsche hatten den Abfluss des Riñihue-Sees verschüttet. Der staute sich auf und bildete einen Damm – welcher 4 Monate später brach und die Stadt überflutete. Als man die Stadt wieder errichtet hatte, fiel sie 1599 dann doch in die Hände der Mapuche, welche sich dort für die nächsten 50 Jahre auch behaupten konnten. Als die Spanier zurückkehrten, errichteten sie weitere Festungsanlagen, die dann zumindest die chilenische Flotte bis 1820 fern hielten.
Ab 1846 siedelten sich deutsche Auswanderer an. Sie bauten die erste Brauerei Chiles und verhalfen der Stadt so zu einem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum. 1909 wurde Valdivia wieder stark zerstört, diesmal durch einen Großbrand. Erneut baute man alles wieder auf, um im Mai 1960 vom bisher stärksten gemessenen Erdbeben der Welt mit Tsunami (Großes Chile-Erdbeben) getroffen zu werden. Das Beben hatte eine Stärke von 9,5 auf der Richterskala. Etwa 40% der Gebäude der Stadt wurden zerstört.

Trotz der vielen Katastrophen erinnern heute noch einige Gebäude an die Vergangenheit. Valdivia ist jetzt eine Studentenstadt. Für Touristen macht sich dies vor allem durch die vielen gemütlichen Bars und Kneipen bemerkbar, in denen man gutes, deutsches Bier serviert bekommt.
.

IMG_7955

(*) Die Mapuche gehören noch immer zur ärmsten Bevölkerungsschicht Chiles. Über 70 % von ihnen leben auf dem Land. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Farmer auf sie schießen, wie auf Freiwild. Kürzlich hat die Regierung ein Gesetz erlassen, dass es der Polizei ermöglicht demonstrierende Mapuche zu behandeln wie Terroristen. In der chilenischen Verfassung genießen sie keinen ethnisch-kulturellen Sonderstatus. In nationalistischen Kreisen Chiles wird die Existenz des Mapuche-Volkes sogar regelmäßig geleugnet. Gegenwärtig kämpfen die Mapuche für eine Landreform, die ihnen bereits in den 70er Jahren zugesagt wurde.
.

pixelstats trackingpixel

Posted in Chile.

Tagged with .


One Response

Stay in touch with the conversation, subscribe to the RSS feed for comments on this post.

  1. LosGö says

    Na Knuffelchen,

    wie ich sehe gehts bei dir ja zügig voran gen norden!
    Erfreu dich an der schönen Landschaft zu der jahreszeit, denn hier hat der dezember mit aller macht zugeschlagen. Gott sei Dank liegt aber seit samstag doch schon der erste schnee und gibt dem advent sowie der allgem. vorweihnachtszeit etwas glaubwürdigkeit zurück. Wie siehts in der richtung in deinen breiten so aus? Merkt man schon was?
    Und so richtig enschieden ist ja dann die wahl noch nich,was?! Aber am 16. Jan bist du ja bestimmt nich mehr in Chile, also was solls!
    Gruß von mir und sumsum