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Zu Besuch bei „Fitz Roy“

Im Gegensatz zu El Calafate, welches ich fluchs nach meiner Gletscherwanderung verließ, erwartete mich in El Chaltén ein Paradies. Der prächtige, 3441 m hohe und damit alles überragende Fitz Roy strahlte im gleißenden Sonnenlicht. Und in dem schnuckligen Dörfchen zu seinem Fuße, bestehend aus bunten Häuschen und Blockhütten, gelegen in einem malerischen Flusstal, war keine Spur von Touristen zu sehen. El Calafate und El Chaltén befinden sich zwar im gleichen Nationalpark. Und El Chaltén ist ebenso merklich vom Aufschwung begriffen – so gibt es hier seit kurzem einen Bankautomaten und Bürgersteige. Doch die offensichtliche Schlichtheit der Infrastruktur des Bergdörfchens scheint die Massen noch fernzuhalten.
Für eine kurze Einweisung in das gebotene Verhalten vor Ort, machte mein Bus bei seiner Ankunft einen Stopp bei der Parkverwaltung. Auf ein „Meer“ an Touristen war man also vorbereitet. Eine junge Dame erklärte in mehreren Sprachen, dass „Der Park der Gletscher“ einer der größten Trinkwasserreservate der Erde sei (*) und dass das Wasser genauso getrunken werde, wie es vom Berg rinne. Besucher dürften deshalb ihr Klopapier nicht in den Büschen hinterlassen und campieren sei nur an ganz bestimmten Plätzen erlaubt.
Von der Unberührtheit der Natur konnte ich mich dann auch 3 Tage lang selbst überzeugen. Diesen Wald räumte kein Förster auf, Wege und Geländer waren nicht sinnlos betoniert und selbst die Brücken und Hinweisschilder waren aus dem Holz der Umgebung geschnitzt. Dabei ist das umliegende Bergmassiv von so unglaublicher Schönheit geformt, das man sich wundern muss, dass sich in El Chaltén noch kein Großinvestor eingekauft hat. Traumhafte Wanderwege zu verschiedenen Wasserfällen, knackenden Gletschern, luftigen Aussichtspunkten, blauen Lagunen und schillernden Hochmooren schien es endlos zu geben. Und auch die Wahl zwischen einer steilen Klettertour oder einem einfachen Waldspaziergang konnte ich getrost meiner morgendlichen Spontanität überlassen. Eintritt in den Park musste ich nicht zahlen. Mit meinem Bett für 9 Euro (incl. Frühstück) war ich wieder mehr als zufrieden. Und von meinem gestrigen Dinner in einer der gemütlichen Blockhütten lecke ich mir noch immer die Finger. Damit sind wieder ein paar wunderbare Tage auf meiner Reise durch Patagonien verstrichen. Die Ausflüge – diesmal ohne Gesellschaft – haben mir merklich gut getan und gerne würde ich noch bleiben. Doch das Wetter ist umgeschlagen, Fitz hat sein Haupt unter einer Wolkenmütze versteckt, ein eiskalter Wind peitscht durch die Straßen und es regnet, so wie viele Wochen lang zuvor.

(*) Dem Überfluss an Wasser sind sich die Locals leider allzu sehr bewusst – hier tropft fasst jeder Wasserhahn.

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Um Fitz Roys übermächtige Größe zu erfassen, beachte man die Menschlein unten links.

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Posted in Argentinien.

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