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The Botsuana-Adventure I (2005)

Hi Folks,

Nun bin ich schon 5 Wochen in diesem wunderschoenen Land und es wird Zeit mal einen laengeren und ausfuehrlicheren Bericht zu erstatten. Vorweg moechte ich mich fuer mein schlechtes Deutsch entschuldigen, aber ich muss jeden Satz vorher in Gedanken uebersetzen… und wenn ich auch sonst zu Uebertreibungen neige, jedes hier gschriebene Wort habe ich wirklich erlebt. So unglaublich es auch fuer Euch klingen mag…

3 Wochen „Re Bina Mmogo“

Die esten 3 Wochen war ich ganz in die laufende Produktion eingebunden. Titel des 13teiligen Dramas ist „Re Bina Mmogo“, was soviel heisst wie: „Lasst uns zusammen tanzen“. Dabei ist nicht nur die Koerperbewegung gemeint, sondern jede Art von gemeinsamer Aktivitaet. Mann koennte auch sagen, lasst uns zusammen leben, essen, schlafen, sterben,… was auch immer Freude oder Leid bereiten mag. Das Script enstand auf Grundlage der Erlebnisse einer real existierenden traditionellen Tanzgruppe und ihrem Weg zum internationalen Erfolg… Es beinhaltet alle moeglichen Lebenssituationen in Botswana… Selbstmord, ungewollte Schwangerschaft, Eifersucht, HIV-infektionen, Homosexualitaet, Hochzeiten, Beerdigungen…Hexenzauber (welcher hier noch weit verbreitet ist). So kam ich waehrend der Produktion in den Genuss die vielfaeltigen Lebenssituationen der Botswanesen und ihre filmische Umsetzung zu beobachten. Ausserdem haben wir an den verschiedensten Orten in und um Gaberone gedreht, so dass ich jeden Tag ein anderes Fleckchen dieses wunderbaren Landes kennen lernen konnte.
Meine Crew bestand aus 18 Leuten die ich alle sehr lieb gewonnen habe. Viele von ihnen sind aus Botswana. Manche stammen aber auch aus Holland, Suedafrika oder Zimbabwe. Die meisten sind etwa in meinem Alter oder etwas juenger. Genau wie das Equipment ist auch die Arbeit aller Beteiligten hochprofessionell. Das gedrehte Material ist nach Aussagen der Mitwikenden „eine bisher einmalige Sache…mit anderen Worten: die Ausstrahlung wird eine Sensation!“ Wie das beim Film so ist, war die Crew eine grosse Familie fuer mich von der ich viel gernt habe und die mir viel Geborgenheit geschenkt hat.
Auch wenn ich in diesen 3 Wochen wahnsinnig viele schoene und aufregende Erlebnisse hatte, so war es doch auch eine ansstrengende Zeit. Ich habe in vielen Aufgabengebieten ausgeholfen. Fast immer stand ich direkt neben George, dem Regisseur, und habe ihm ueber die Schulter geschaut. Ausserdem verstehe ich mich sehr gut mit Sadia, der Produktionsmanagerin, welche mir Einblicke in die organisatorischen Tiefen ermoeglichte. Die Tage waren immer taff durchstrukturiert. Insofern wir nicht irgendwo in der Wildniss uebernachtet haben, ging es morgens um 6 Uhr los. Treffen in der Office, gemeinsames Fruehstueck, Autos mit Equipment beladen, zur ersten Location fahren, Drehort checken; Kameras, Reflektoren, Licht aufbauen; jede Szene 1000mal abdrehen, alles wieder abbauen; zum naechsten Drehort fahren… und das ganze manchmal bis morgens um 2 Uhr frueh… 4 h schlaf und dann gings wieder los. Da blieb nicht viel Zeit zum Email schreiben… dennoch waren diese drei Wochen unvergesslich aufregend und schoen. Jeden Morgen begruesste mich ein wunderbarer Sonnenaufgang gefolgt von einem strahlend blauen Himmel…

Leben in Gabarone, auch Gabs genannt

Die letzte Woche war eine der anstrengensten und erschueternsten meines kurzen Lebens. Was mir in der letzten Woche wiederfahren ist bleibt jedoch unverstaendlich, wenn man nicht weiss was es bedeutet, in Gabs zu Leben. Deshalb ein paar Saetze ueber Gabarone und seine Einwohner vorweg: In der Hauptstadt Botswanas leben etwa 600 000 Menschen, etwa soviele wie in Leipzig und Umgebung. Im ganzen Land, welches etwa die Flaeche Frankreichs besitzt, leben nur 1,7 Millionen Menschen – fast jeder Botswanese kennt also mindestens eine Beruehmtheit aus dem Botswana-Fernseh persoehnlich… Ein grosser Unterschied zu europaeischen Staedten besteht darin, das abgesehen von den wenigen Bank-, Geschaefts- und Regierungsgebaeuden im Stadtzentrum, kein Haus mehr als eine Etage hat, weshalb die ganze Stadt sehr grossflaechig ist. Vor 25 Jahren besass die Stadt eine Gesamtflaeche des heutigen Stadtzentrums. Die meisten Hauser wurden also erst in den letzten beiden Jahrzehnten gebaut. Jedes Haus besitzt eine grosse Mauer mit elektrischem Stacheldraht obendrauf (und einem grossen Security-Schild am Tor), so das man die Haeuser meist gar nicht sieht. Trotz grosser Anstrengungen habe ich immer noch keine Orientierung. Wenn man mich auch nur zwei Strassen entfernt von unserer Office absetzt habe ich keine Chance nach hause zu finden. Es gibt keine Buergersteige. Die sind auch nicht notwendig, denn man laeuft nicht irgendwohin, man faehrt. Entweder mit dem eigenen Auto, einem Taxi oder einem Combibus. Wobei ich Combis nur in Notfaellen nutze, da ich nie weiss wann und wo ich aussteigen muss und grundsaetzlich auf Hilfe angewiesen bin. Wenn man nach hause gefahren wird, wartet der Fahrer solange vor der Haustuer bis man im Haus verschwunden ist, damit der Fahrer sicher sein kann, einen auch sicher abgesetzt zu haben. Gut gehende Restaurants und Bars nehmen den Dienst von Fahrunternehmen an, um zu gewaehrleisten, dass ihre Belegschaft nach Dienstschluss auch sicher nach hause gelangt! Wenn ich irgendwo hinfahre, muss ich mir sicher sein, dass mein Handy aufgeladen ist und ich noch genug credits zum Taxirufen habe. Andererseits wird es schwer wieder nach hause zu kommen. Hinzu kommt das Problem das Taxigesellschaften es moegen Auskuenfte zu erteilen wie: „Leider stehen zur Zeit keine Taxis zur Verfuegung!“ oder „Es tut uns leid, aber in dieses Stadtviertel koennen wir aus Sicherheitsgruenden zur Zeit kein Taxi schicken…“. Mit anderen Worten, es ist nicht ganz einfach die Stadt zu erkunden, wenn man recht mittellos und unerfahren ist. Andererseits gibt es auch nicht viel zu erkunden, da die Stadt kein wirkliches Stadt-Einkaufs-Zentrum besitzt. Jedenfalls keines wie man es in Europa gewoehnt ist. Das Leben spielt sich hier in Shoppingmalls ab, etwa vergleichbar mit dem Paunsdorfzenter. Davon gibt es hier 6. Dort ist es allerdings recht langweilig wenn man kein Geld zum Ausgeben hat. Ansonsten gibt es noch das NewsCafee, Oheagins (eine angnehme JazzBar), Ellignton (eine mehr oder weniger versueffte Disko), McGuinties (ein irish Pup), Gabs Sun (ein Casino mit Bar voller Prostituierter) und Bull&Bush (die Lieblingsbar der Crew wo man auch Pool spielen kann). Ausserdem gibt es noch einen Park, in den aber niemand geht, weil es dort von Dieben und Vergewaltigern nur so wimmeln soll. Und das wars dann auch schon so ziemlich an kommunikativen Knotenpunkten, abgesehen von ein paar Karaoke- und BilligBars in denen sich die afrikanischen Stammtischalkoholicer treffen… und Alkoholismus ist hier weit verbreitet. Bier trinken scheint hier eine alltaegliche Abendbeschaeftigung zu sein… um es abwechslungsreich zu halten stehen jede menge Sorten zur Auswahl, z.B: Bavaria, Becks, Castle, Black Label, Amstel, St. Luise, Heinecken, Savana Dry… nur um mal die beliebtesten zu nennen… Die numerische Begrenztheit der Orte an denen man soziale Kontakte pflegen kann, hat den Vorteil, das man so gut wie jeden Bekannten per Zufall dauernd und ueberall wiedertrifft ohne dies eigentlich zu forcieren… wenn man also nicht gerade auf der Suche ist oder sich verlaufen hat, hat man das Gefuehl in einem Dorf zu wohnen. Nichts erstrebenswerte ist weiter als 15 Taxi-minuten oder 18 Puhla (= 3 Euro) entfernt.

Eine Woche Wahnsinn pur

Donnerstag, 2.6.2005
Wie alles begann… wenn eine Szene im Kasten ist, nennen wir das Wrap. Wenn alle Szenen im Kasten sind, ist eine Wrap-party faellig. Am Sonntag hatten wir die letzte Szene mit Schauspielern im Kasten und bereits eine kleine Wrap-party veranstaltet. Montag bis Donerstag haben wir nur noch Gebaeude und Landschaften abgefilmt. Wie auch immer, Donnerstag war der letzte Drehtag und eine ordentliche Sause musste folgen. Wir begannen mit ein paar Bier in der Office, danach besuchten wir eine Karaokebar nach der anderen. 3 Monate harter Dreharbeiten fanden ihr Ende. Fuer viele bedeutete es vorlaeufige Arbeitslosigkeit. Dennoch war die Crew bestens gelaunt. Und auch ich fuehlte mich grossartig. … Goeran wird sich sicher an ein sehr expressionistischtes Telefongespraech bestens erinnern… (Nebenbei gesagt: die Polizei in Gabarone nimmt es mit Alkohol am Steuer nicht so genau…schliesslich hat man keine Moeglichkeit den Spiegel zu kontrolieren…man sollte nur die Flaschen nicht zu offensichtlich zeigen…) Letzte Station der Sause war Gabs Sun. Gegen 2 am war die gesamte Crew ratten datten dicht, dennoch bestellten wir eine Runde nach der anderen. Schnaps, Bier, Schots (kleine, 1cl hochprozentige Mixgetraenke, die es in sich haben…mit Namen wie BlowJob, Springbock, BlackLady…). Alle 10 Minuten wurde ich von irgendeiner Prostituierten angegraben. Manche wollten trotz mehrfacher Ablehnung nicht von mir lassen. Am meisten nervte mich ein Kuppler mit Namen Schorn…gruene Augen, kurze gelockte Haare, gedresst ganz in weiss…bestimmt griechischer oder italienischer Abstammung. Unbedingt wollte er mich mit einem Maedchen namens Patricia verkuppeln. Ich konnte mein Bedauern bereits pleite zu sein nur wiederholen. Gegen 5 Uhr verliessen wir den Laden endlich und ich bekam ueberraschenderweise noch ein Taxi nach hause…

Freitag, 3.6.2005
Fix und fertig, schaffte ich es dennoch vom Tor bis zu meinem Bungalow zu torkeln, meine Tuer aufzuschliessen und …der Anblick der mich erwartete killte saemtlichen Alkohol in meinem Blut in wenigen Sekunden. Mein Raum war fast voellig lehr, mein Bett war zerwuehlt, das Fenster stand offen, das Eisengitter baumelte im Rahmen. Shit, dachte ich und musste mich erstmal setzen. Drei Wochen im Land und schon war ich meinen gesamten Besitz los. 2 Kameras, 1 Laptop, Radio, saemtliche Kabel, Ladegeraete, Batterien, Rucksack, T-Shirts, Jacken, Reisepass, Fuehrerschein, … ich brauchte eine halbe Stunde um mich zu fassen, dann rief ich die Polizei. 2,5 Stunden spaeter traf diese dann auch ein. Man nahm ein Protokoll auf, nahm Fingerabdruecke vom Fensterrahmen und untersuchte die Fussspuren um die Huette. Ich wollte nichts weiter als schlafen, doch daraus wurde nichts. Ich musste mit aufs Revier. Lange Stunden der Befragungen folgten. Die Erklaerung des Polizeioffiziers hoerten sich simpel an: 1. wohne ich in White City, dem gefaehrlichsten Stadtteil Gaberones, 2. leben in White City hauptsaechlich Zimbabwens, welche zum stehlen geboren seien, 3. haette ich Glueck gehabt, nicht zu hause gewesen zu sein, als die Einbrecher kamen… Am Nachmittag liess man mich gehen. Zurueck in meinem Haeuschen fiel ich – trotz offenem Fenster – in Tiefschlaf.
Abends um 8 Uhr klingelte mein Telefon: „Hey Dominik! Hier ist Ivan! Ich kenne Jemanden – einen Undercoveragenten – er hat Deinen Ausweis gesehen! Er will Dich treffen. Ich melde mich wieder. Shap.“ Wahnsinn…ein Agent hat meinen Ausweis gesehen! Warum nur gesehen? Hatte ich Tage oder wirklich nur Stunden verschlafen?

Samstag, 4.6.2005
„Dein Ausweis ist seit dem 15. Mai abgelaufen! Du hast nur fuer 3 Tage eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Du bist hier illegal! Weisst Du das?“ Schockiert blicke ich den Typen an. Ivan hatte mich in die Bar bestellt um den „Undercoveragenten“ zu treffen, der angeblich meinen Ausweiszu gesehen hat. Er hatte ihn gesehen. Erst am Mittwoch abend hatte ich das Maloer selbst entdeckt und bisher mit noch niemandem darueber gesprochen. Er musste meinen Ausweis gesehen haben. Neugierig hakte ich nun nach… doch der Typ, welcher sich selbst Andrew nennt, wiegelte ab. Erst sollte ich Schnaps, Bier und Zigaretten fuer ihn, Ivan und mich besorgen, dann koennte man ueber alles weitere reden. Ich tat wie mir geheissen. Neugier wuchs in mir. Was nun folgen mag? Nachdem er Schnapps und Bier in fast einem Zug gelehrt hatte, erklaerte er mir, das er meinen Ausweis gesehen haette – was ich ja nun schon wusste – und das wenn die CID (die regulaere oertliche Polizei) meinen Ausweis finden wuerde, sie mich erst mal einlochen wuerde, bis die Sache mit meiner Legalitaet geklaert sei. Ich braeuchte mir aber keine Sorgen zu machen, schliesslich sei ich ein Freund von Ivan und Ivans Freunde seien auch seine Freunde. Er wird mir helfen und schon bald werde ich meinen Ausweis und alles andere wieder haben.
Andrew musste um die 40 Jahre alt sein. Er gab vor Kanadier zu sein, aufgewachsen sei er aber in England. Seine Mutter, sein Vater und auch der Rest seiner Familie seien beim Militaer. Er selbst ist mit 18 in die Armee eingetreten, war 7 Jahre bei der Marine. Sein erster grosser Einsatz war 1993 in Somalia. Die Britische Regierung habe ihn 1998 nach Botswana geschickt. Seit ein paar Jahren arbeitete er aber auch fuer die Regierung von Botswana. Nach einigen weiteren Bierrunden forderte er mich auf ihn zu begleiten. Er wolle mir einen Typen zeigen und sehen ob ich mich an ihn erinnere … Ich sagte ich haette um 4 Uhr einen Termien bei der Polizei um meinen Policereport entgegen zu nehmen. Er meinte das waere kein Problem, wir koennten vorher bei der Polizei vorbei gehen. Gesagt, getan. Ivan, der eine Apathie gegen jegliche Art von Polizei besitzt wartete in der Bar. Andrew und ich gingen zur Polizei. Dort erledigte Andrew ein paar Telefonate, sprach zu ein paar Polizisten … er benahm sich, als waere er hier zu hause. Die Polizeieinheit die wir aufsuchten und die fuer meinen Fall verantwortlich zu sein schien nennt sich C.I.D. Andrew erklaerte mir, das er offiziel als Informer fuer die C.I.D taetig sei, inoffiziell aber Agent der D.N.S (Diamond Narcotic Squard) waere. Die C.I.D bestehe angeblich nur aus koruppten Polizisten, weshalb ich hier besser niemandem trauen sollte. Als Agent der D.N.S nutze er aber die C.I.D-Stationen um Telfonate zu erledigen, Kontakt zur Basis zu halten und gelegentlich auch um hier zu schlafen. Kein Platz sei so sicher wie eine Gefaengniszelle. Mein Vertrauen in ihn wuchs.
Leider war keiner der fuer meinen Fall zustaendigen Polizisten vor Ort, so dass ich die Polizeistation ohne Papiere verlassen musste. Wir holten Ivan in der Bar ab und fuhren mit einem Taxi nach „Poppin“. Kaum aus dem Taxi ausgestiegen erkannte ich auch schon jenen besagten Jungen aus Gabs Sun wieder. Andrew ging geradewechs auf ihn zu und sprach zu ihm. Hey Schorn, wie geht’s? Ihr beiden kennt Euch?, und er zeigte auf mich. Schorn schuetelte mit dem Kopf, was eine glatte Luege war. Ich sagte, wir haetten uns doch am Donnerstag abend in Gabs Sun gesehen… Daraufhin schaute er mich unverstaendlich an. Andrew darauf lachend: „Hey Schorn, das ist der deutsche Junge, dem du den Laptop gestohlen hast!“ Schorn stimmte irritiert in das Lachen ein, als waere es ein guter Witz. Von nun an liess ich Schorn nicht mehr aus den Augen. Dieser Bastard war es also gewesen! Nun ergab alles einen Sinn… meine Kameras waren der Grund warum Schorn mich unbedingt mit einem der Maedchen verkuppeln wollte! Gluecklich nach wenigen Stunden so viel ueber den Verbleib meiner Sachen zu wissen, begann ich mich zu entspannen. Irgenwie hatte ich das Gefuehl, als wuerde sich nun alles wieder zu meinem Besten wenden…
Poppin ist eine etwa 150 Meter lange Strasse an der sich hauptsaechlich Bars und Alkoholverkaufsstellen (in Afrika ist Alkohol nur in speziellen Alkoholverkaufsstellen und nicht in Supermaerkten erhaeltlich…) angesiedelt haben. Andrew, Ivan und ich spazierten also in Poppin auf und ab und tranken Bier. In jeder Bar stellte mir Andrew eine menge Leute vor. Wenn niemand in unserer Naehe war, klaerte mich Andrew ueber die gegenwaertige Lage und die Beziehungen der Leute untereinander auf. Er zeigte mir die Leute die harte Drogen verkaufen, Leute die im Prostitutionsgeschaeft taetig sein und die Leute die Informanten der Polizei waeren. Manche Typen uebten alle Taetigkeiten aus. Auch Schorn war angeblich ein Informant der C.I.D. Hinzu kamen diverse verworrene verwandschaftliche Beziehungen. Am Ende hatte ich das Gefuehl das alle unter einer Decke stecken. Ausserdem deutete Andrew bei verschiedenen Leuten an, dass sie auch fuer die DNS arbeiten und ebenfalls das Haus von Schorn beobachten wuerden. Ich koennte davon ausgehen, das nichts in das Haus von Schorn oder aus dem Haus heraus gelangen wuerde, ohne dass die Leute vom DNS es nicht mitbekommen wuerden. Noch heute Nachmittag oder am fruehen abend wuerde ein Einsatzwagen kommen und das besagte Haus von Schorn (welches nur 50 Meter von Poppin entfernt sei) stuermen. Vor dem auftauchen der Polizei muessten wir allerdings verschwinden um Andrews Enttarnung – und damit sein Leben – nicht zu riskieren. Wir warteten also auf einen DNS-Mann der Andrew abloesen sollte. Alle 20 Minuten rief Andrew jemanden von einem Telefongeschaeft aus an (ein Telefongeschaeft ist ein kleiner Wagen oder auch nur ein kleiner Tisch mit einem Telefon drauf) – auf credit. Andrew hat naemlich weder ein Handy, noch Papiere und schon gar kein Geld bei sich…angeblich um sich als Strassengangster zu tarnen. …nebenbei gesagt ist ihm diese Tarnung auch perfekt gelungen…
Im Verlauf der 2 Stunden meines Aufenthaltes in Poppin begannen sich die Gemueter der Barbesucher zu erhitzen. Wenige hundert Meter von Poppin entfernt spielten naemlich im nationalen Zentralstation die Fussballnationalmannschaften von Botswana und Tunesien gegeneinander. Es stand 2:1 fuer Tunesien. Andrew war ueberzeugt das es nach dem Spiel zu wilden Auschreitungen kommen wird… internationale Spiele verliert Botswana eigentlich immer. Ein Grund mehr Poppin bald zu verlassen.
Irgendwann tauchte ein Typ auf und Andrew meinte das waere seine Abloesung. Andrew schlug vor nun Abstand zu nehmen. Gesagt, getan. Ein anderer Typ – welcher angeblich auch fuer die DNS taetig war – nahm uns und drei Maedels – welche Andrew eingeladen hatte uns zu begleiten – mit nach Tlokweng, einem Vorort von Gabarone. In Tlokweng gingen wir abermals in eine Bar mit einem groesseren Hinterhof. Am Feuer sitzend tranken wir einige Bier, waehrend Andrew Fleisch briet. Den Maedels wurde es als bald langweilig. Irgendwie hatten alle drei Interesse an mir, ich aber nicht das geringste uebrig fuer sie. Andrew wollte am liebsten alle drei gleichzeitig… Den Maedels war ausserdem kalt. Mir uebrigens auch. Als ich mittags um 2 zur Bar ging um Ivan und Andrew zu treffen, hatte ich einen halbstuendigen Ausflug erwartet. Ich hatte also nur T-Shirt, kurze Hosen und Sandalen an. (Hier in Afrika ist gerade Winter, das heisst die Sonne geht um 17:15 Uhr unter und es wird als bald bitter kalt …manchmal bis –5 Grad nachts.) Nach einer wilden Diskussion zwischen den Maedels und Andrew ueber die Dauer unseres Aufenthalts in Tlokweng verschwanden die Kirschen einfach. Mir war auch kalt und langweilig aber Andrew liess sich nicht so einfach ueberreden zurueckzukehren. Irgendwann gelang es mir dennoch Andrew zumindest zum verlassen der Bar zu ueberreden und wir verliessen diesen mir unheimlichen Ort. Ein Taxi konnte ich nicht rufen, da die Batterie meines Handys alle war und die Diebe auch mein Aufladegeraet geklaut hatten. Wir gingen also zu Fuss in Richtung Gabarone.
Nach einer Weile kamen wir an einem sehr traditionell aussehendem Haus (rund und mit Strohdach) vorbei und Andrew meinte, er muesse mir unbedingt Chebuku zeigen. Er klopfte an der Tuer in welcher als gleich eine alte Frau erschien. Er gab ihr 9 Puhla (etwa 1,5 Euro) und bekam dafuer 2 Tetrapacks a 1 Liter Chebuku. „Wir nennen das Zeug auch Shake Shake, weil man es vorher schuetteln muss! Aber zuerst musst Du oben die Ecke abknicken und die Luft raus lassen, sonst platzt es vielleicht.“ Ich tat wie mir geheissen und schuetelte das Zeug kraeftig. Dann oeffnete ich die Tuete einen Spalt um das Zeug trinken zu koennen. Boah! Das Zeug stank nach Kuhmist! Dann nahm ich einen tiefen Schluck von dem milchig aussehenden Gebraeu. Es schmeckte wie eine Mischung aus Bier, Schnapps, Wein, Milch und den Faekalien einer Kuh. „Wieviel Prozent hat das Zeug?“, fragte ich Andrew. „Keine Ahnung“, antwortete er, „das aendert sich den ganzen Tag. Man laesst das Zeug in der Sonne stehen und wartet ab bis es gut sein sollte…“ Mir war nun nicht mehr so kalt. Und vom Himmel blinckerten mich minuetlich mehr Sterne an. Nachdem wir unseren Chebuku gelehrt hatten, machten wir uns wieder auf den Weg. Bald kamen wir an eine beleuchtete Strasse, ueberall parkten Autos aus denen laute Musik schalte,… ein gewimmel von Menschen…der Geruch von Alkohol war nicht zu ignorieren. Hier und da konnte man Menschen beobachten wie sie viel Geld beim Wuerfelspiel oder Pool verloren. Auch dieser Ort war mir extrem unheimlich. Andrew, auch wenn er DER „Schimanski von Botswana“ war, erschien mir immer noch sehr suspekt. Und alle Leute stierten mich an – und wenn nicht mich, dann doch zumindest meine Haut. Nach einigen weiteren Bier konnte ich Andrew endlich ueberreden zumindest zurueck nach Poppin zu fahren. Ein Taxi war nicht erhaeltlich – wir versuchten es von einem oeffentlichen „Telefongeschaeft“… Letztendlich liess sich ein Typ ueberreden, uns fuer 50 Puhla nach Poppin zu fahren.
Zurück in Poppin trafen wir die Maedels wieder. Andrew begann sie wild zu beschimpfen, weil sie uns einfach in Tlokweng verlassen hatten. Auch seine Freundin war dabei (die ein Kind von ihm erwartet und im uebrigen die Cousine seiner Frau ist…). Mit ihr begann er sich nun zu streiten, weil sie behauptete, er haette mit seiner Frau telefoniert usw. Ich war an diesen Auseinandersetzungen nicht im geringsten interessiert. Viel mehr war ich enttaeuscht, weil die Polizei an diesem Tag nichts unternommen hatte, obwohl der Dieb meiner Sachen doch nun bekannt war! Andrews Entschuldigung war das Fussballspiel und die anschliessenden Krawalle. Auch in Poppin waren nun viel mehr Menschen zugegen als am Nachmittag. Jeder einzelne war stuerzen straff. Man schubste mich umher, betatschte meine Hosentaschen… ich wollte nur noch in meine Huette. Mir war kalt, ich war betrunken und ich war muede. Doch wie nach hause kommen? Inzwischen begannen die Menschen sich hier und dort zu pruegeln. Ich lief umher, fragte Leute nach Telefonnumern von Taxigesellschaften… keiner konnte oder wollte mir helfen. Ich begann Autos anzuhalten, fragte die Fahrer ob sie mich heimbringen koennten. Einer willigte ein. Ich stieg in das Auto … und Andrew sah es. Er stuerzte auf meine Mitfahrgelegenheit als waere der Typ ein Moerder der mich gerade entfuehren wollte. Nach einer heftigen Diskussion konnte ich Andrew ueberreden den Typen nicht zu verpruegeln. Ivan hatte uns am Nachmittag verlassen und Andrew eingeblaeut, ja gut auf mich aufzupassen und mich auf keinen Fall alleine zu lassen, bis er wieder zurueck sei. In was fuer eine unfeine Situation hatte ich mich da hineinmanoevriert..?! Ploetzlich kam eins der Maedchen auf mich zugerannt. Nicki, ihre Freundin, war verpruegelt worden. Heulend, mit gebrochener Nase, am ganzen Koerper Blut, sass sie hinter einer Theke in einer der Bars. Als Andrew das mitbekam wurde er erst richtig wild. Dann kamen 3 Tracks voller Soldaten mit langen Gewehren. Eine Bar nach der anderen wurde geschlossen. Die Leute standen nun alle auf der Strasse. Betrunken, Pruegelwillig, lachend und singend … was fuer eine verueckte Mischung! Irgendwann hatte ich Glueck und konnte einen Typen ueberreden mich heimzufahren ohne das Andrew es mitbekam. Sehr langsam taute mein Koerper in dieser Nacht auf. Aber meine Gedanken blieben eisig. Was fuer ein Tag! Was fuer eine verueckte Welt. Was fuer ein Alptraum.

Sonntag, 5.6.2005
Die Frage „Was mache ich nun?“ liess mir am Sonntag morgen keine Ruhe. Die Office (fuer Markus: fuer die Drehzeit habe ich die Office von Camel Thorn (Partnerfirma von Red Stone) als Residenz vorgezogen. Da sich die Crew hier jeden Morgen traf, konnte ich mir den Weg zur Arbeit und wieder nach hause sparen!) war zum ersten mal seit Monaten menschenleer. Einsam trank ich meinen morgendlichen Kaffee. Das 6 Polizisten oder Agenten oder was auch immer noch immer Schorns Haus bewachten hielt ich fuer voellig ausgeschlossen. Ich ging also zur Polizei um in Erfahrung zu bringen was nun passieren wird. Um jeden Preis wollte ich meine Sachen wieder haben. Ich musste sie wieder haben. Schliesslich bin ich nach Afrika gekommen um Filme zu machen. Und wie sollte ich das ohne Kamera bewerkstelligen? … Der einzige Polizist den ich bei der C.I.D traf, sass traege in seinem Stuhl. Ich erzaehlte ihm meine Geschichte, einigermassen aufmerksam hoerte er mir zu. Als ich fertig war, wollte er wissen wer Andrew sei. Ich versuchte ihm Andrew zu beschreiben, aber ein solcher Typ schien ihm voellig unbekannt zu sein. Wenn man Andrew einmal gesehen hat, vergisst man nicht wieder was man gesehen hat. Ein weisser Canadier mit einem narbenuebersaeten Koerper und Andrews habitus ist einfach einzigartig. Das machte mich stutzig. Noch gestern war ich mit Andrew hier gewesen und er hatte sich benommen als waere er hier zu hause! Der Polizist meinte ich solle am Montag wieder kommen, dann sei bestimmt jemand da der mir helfen koennte. Enttaeuscht ging ich wieder nach hause. Das konnte ich so nicht auf mir sitzen lassen. Ich telefonierte mit Sadia. Ivan ging nicht ans Telefon. Entweder wir fanden eine Loesung oder ich musste zur Zentrale der C.I.D.. Um 2 pm holte mich Sadia ab und wir fuhren zu Ivan. „Ivan“, sagte ich, „lass mich nie wieder allein mit Andrew!“. „What happend?“ fragte er und wir fuhren nach Poppin, an jenen Ort, an den ich eigentlich nie wieder zurueckkehren wollte. Wir fuhren vor und Andrew schien schon auf mich zu warten. Mit rotem Gesicht stuerzte er auf unser Auto zu. „Da ist ja der feige Deutsche! Ich weiss nicht was ich jetzt mit Dir anstelle! Wie konntest Du mich gestern alleine lassen! Nicki, Zappo und meine Freundin sind verpruegelt und beraubt worden!“ Ivan versuchte Andrew zu beruhigen, doch das schien diesen nur noch mehr in Fahrt zu bringen: „Meiner Frau hat man in den Unterleib getreten, sie hat heute Nacht unser Kind verloren! Sie liegt jetzt im Krankenhaus! Du feiger Idiot! Mit 7 Typen musste ich alleine fertig werden! Ich dachte wir waeren Freunde!“ Ivan nahm Andrew beiseite: „Komm lass uns ein Bier trinken gehen und Du erzaehlst mir was passiert ist!“ Dann verschwanden beide und Andrew schrie mir noch ueber die Schulter zu: „Du hast morgen frueh um 8 einen Termin bei der CDI, weißt Du das?! Und sei puenktlich!“. Sadia und ich fuhren ins Kino. 2 Stunden Verdraengungszeit, dann war der Gedanke wieder da: „Was mach ich nur?“.

Montag, 6.6.2005
Um punkt 8 Uhr erschien ich bei der Polizei, die Socken voll Angst vor Andrews Reaktionen. Die Autoszene vom Vortag hatte mir arg zugesetzt. Andrew erwartete mich bereits. Die letzte Nacht, hatte er scheinbar wieder in einer der Zellen zugebracht. Ich sagte ihm, dass es mir um sein Kind leid taete. Er entschuldigte sich fuer sein Verhalten vom Vortag und bat um Verstaendnis. Er war wie verwandelt. Ivan schien ihn wirklich beruhigt zu haben. Gegen 9 erschien Abel, der fuer meinen Fall zustaendige Polizist. Er bat eine Sekraeterin nochmals ein Protokoll zu erstellen. Ich wartete solange in dem sehr heruntergekommenen Warteraum fuer „Besucher“. Als mein Protokoll fertig war, zeigte man es mir. Mitnehmen durfte ich es aber noch nicht, weil der Station Commander es noch nicht unterschrieben hatte. Und dieser sollte erst wieder gegen 14:00 Uhr zu gegen sein. Andrew sagte, wir muessten reden und lud mich auf meine Kosten zum Fruehstueck ein. Andrew meinte, er wuesste wo es guten Bri gaebe und eh ich mich versah, war ich auch schon wieder in Poppin. Wieso verdammt werde ich immer wieder von diesem teuflischen Ort angezogen? Andrew orderte Schnapps und Bier, dann begann er ein riesiges Stueck Fleisch zu braten.
Die DNS plane das Haus von Schorn am Mittwoch hochgehen zu lassen, beruhtigte mich Andrew. Die Ware sei eh viel zu heiss, als das sie jetzt von jemandem gekauft wuerde. Man muesse den richtigen Moment abpassen, es sei eine schwierige Situation, alles haengt von vielen Faktoren ab – mehr koenne er vorerst nicht sagen. Ein Zeitungslieferant hielt an und Andrew erwarb die neuste Ausgabe der Sunday Standart. Der Artikel auf der ersten Seite brachte ihn voll in Fahrt. Es ging um einen Professor Dr. Good, welcher letzte Nacht verhaftet worden sei und aufgrund von Prostitutionsgeschaeften wahrscheinllich demnaechst des Landes verwiesen wird. Andrew geriet beim Lesen des Artikels voellig ausser sich. Er erklaerte mir nicht genau inwiefern, machte aber deutlich, dass dieser Erfolg auch ihm zu verdanken sei. …ich war mir nicht sicher ob ich ihm diese Geschichte glauben konnte…
Nachdem wir ausfuehrlich die Ereignisse der letzten Nacht, den Tod seines Babys und den Leitartikel der Sunday Standart diskutiert hatten, machte ich Andrew klar, dass ich ihm fuer seine Hilfe echt dankbar bin, ich aber nun zurueck zur Office und zur Arbeit muesste. Er solle mir Bescheid geben, wenn es Neuigkeiten in meinem Fall gaebe. Andrew meinte er haette versprochen auf mich aufzupassen, ausserdem muesse er eh mit George reden – es waere also das beste mich zur Office zu begleiten.
In der Camel Thorn Office trafen wir Ernst Engels, den Eigentuemer von Camel Thorn and Media Trust. Er gegruesste uns herzlich und stellt sich Andrew vor. Darauf erwiederte Andrew das er ihn bereits kenne. 6 Monate haette er ihn beobachtet. Dann zaehlte Andrew einige Namen von Clubs und Personen auf, was Ernst zum schweigen brachte. Ernst meinte dann er muesse sich jetzt erstmal ein Bier holen und verschwand in der Kueche. Er tauchte nicht wieder auf. Andrew hatte ihn wahrlich in die Flucht geschlagen. Spaeter erzaehlte mir Andrew, dass Ernst frueher in Drogengeschaefte verwickelt gewesen sei und das er auf kleine Maedchen und Jungs stehen wuerde. Das schockierte dann auch mich. Als Sadia kam, benahm sich Andrew abermals wie verwandelt. Er war hoechst freundlich und bat Sadia und mich doch einen Blick auf ein paar Gemaelde einer Kuenstlerin zu werfen, die er sehr verehrte… Sadia willigte ein und wir besuchten die Kuenstlerin. Wenn Andrew auch ueberall mitdiskutieren konnte, auf dem Gebiet der Kunst war er eine echte Niete. Er sprach von Bildern die mindestens 6000 Puhla Wert waeren… das Maedchen waere froh gewesen, wenn wir ihr 10 gegeben haetten. Sadia und ich fuhren wieder zur Office, Andrew blieb. Das Maedchen Puni tat mir leid.
Auf dem Heimweg kaufte ich ein Ladegeraet fuer mein Handy. Endlich war ich wieder unabhaengig…

Dienstag, 7.6.2005
Um Punkt 8 Uhr morgens erschien ich abermals auf der Polizei. Ich hatte eine schlaflose Nacht hinter mir. Die Geschichte mit den 6 DNS-Agenten die angeblich Schorns Haus bewachten, wollte ich einfach nicht glauben. Warum sollte die Polizei 6 Leute abstellen um meine Kameras zu bewachen. Und was war so schwierig daran einfach mal nachzuschauen ob meine Kameras wirklich in Schorns Haus waren? Und auch Andrews Position und Status bei der Polizei erschien mir sehr merkwuerdig. Was, wenn er mit Schorn unter einer Decke steckte? Ich beschloss also direkt zum Station-Comander zu gehen und ihm meine Story zu erzaehlen. Ausserdem hatte ich immer noch keinen Policereport.
Abel erwartete mich bereits. Mein Report sei gerade in Arbeit, ich muesse mich nur einen Augenblick gedulden. Nach einer halben Stunde erschien er mit meinem Papier. „Prima!“, sagte ich, aber ich muesse mit dem Comander sprechen und erlaeuterte ihm kurz mein Problem. Er holte den Comander und einen anderen leitetenden Polizisten und ich begann meine Geschichte vorzutragen. Ich wollte wissen wer Andrew sei und was nun in meinem Falle passieren wuerde. Ich hatte noch gar nicht richtig begonnen da erschien Andrew in der Tuer. Als er mich mit dem Comader erblickte bekam er ein hochrotes, wuetendes Gesicht. In wenigen Saetzen machte er allen Anwesenden klar, das er hier der Boss sei. Der ganze Fall waere eine Sache der DNS und die CID habe sich da gefaelligst rauszuhalten. Es ginge hier nicht um einen Laptop und zwei Kameras. In dem besagten Haus befaenden sich auch harte Drogen, Waffen und vieles andere mehr. Die DNS arbeite seit einem halben Jahr an dem Fall. Menschenleben und Identitaeten von Agenten staenden auf dem Spiel. Ich wuerde nun alles gefaehrden indem ich koruppten Polizisten alles erzaehlen wuerde. Man habe vor, das Haus am Mittwoch zu stuermen. Es ginge hier um die Verhaftung von Darko, Jeff und Big Dan, und diese Fische waeren zu gross fuer die CID. Bei der Erwaehnung der Namen frohren allen Anwesenden die Gesichter ein. Der Comander hob seine Hand und winkte uns raus. „Go!“ sagte er zu mir. Was fuer eine Hilfe!
Auf dem Hof schnautzte mich Andrew erstmal ordentlich zusammen. Was ich da getan haette waere unverzeilich. Wenn der Station Comander nun bei seinem Boss anrufen wuerde bekaeme er maechtig Aerger. Er haette mir und der CID nun schon zuviel erzaehlt und nun waere das ganze Projekt in Gefahr. Ich erklaerte Andrew, den ich nun langsam wirklich satt hatte, das ich mit meinem Papier nun zur Imigration Office wollte, schliesslich braeuchte ich nun eine Aufenthaltsgenehmigung. Er sagte „fein, da komme ich mit und helfe Dir!“ Was sollte ich da Antworten? Ich sagte auch „fein“, schliesslich brauchte ich den Typen um meinen Krempel wieder zu bekommen. Das mir die CID nicht helfen wuerde hatte ich nun mitbekommen.
Andrew und ich fuhren also in die Stadt. Auf der Imigration Office erklaerte man mir, dass ich erst ein Dokument der Deutschen Botschaft benoetige, damit man mir weiterhelfen koenne. Oh Shit! Die Papier-Buerokratie hat auch vor Botswana nicht halt gemacht! Nun wollte ich wieder nach hause und endlich anfangen zu arbeiten. Doch wie sollte ich Andrew loswerden? Ihn nochmals zur Office mitnehmen wollte ich auf gar keinen Fall! Wir riefen erstmal ein Taxi. Ich dachte mir, ich fahre mit Andrew mit – wohin auch immer er will – und dann nehme ich mir ein eigenes Taxi und fahre nach hause. Aber Oh-Schreck, ich fand mich als bald in Poppin wieder – der letzte Ort in der Welt an dem ich mir wuenschte zu sein! Andrew bat mich darum Bier zu kaufen und ein paar Schnaeppse. Wir koennten jetzt schliesslich entspannen. Das besagte Haus wuerde als bald gestuermt. Ich gab mein Ok fuer ein Bier, dann wollte ich aber wirklich zurueck zur Office. Schliesslich war ich hier um mit George zu arbeiten und nicht um mit Andrew meine Zeit zu vertroedeln. Kaum war ich aus dem Alkoholgeschaeft raus, da parkten vor meiner Nase drei grosse Autos. Gut gekleidete Italiener, Griechen oder was auch immer stiegen aus. Goldkettchen, Ringe an den Fingern, Sonnebrillen tief ins Gesicht geschoben und minikleine Handys in der Hand…. Sie sprachen sich gegenseitig mit Jeff, Big Dan und Darko an. Und ich wurde nicht wieder. Genau von diesen Jungs hatte Andrew heute morgen gesprochen! Nun lernte ich die Mafiabosse also persoenlich kennen… Schorn war auch zugegen. Er spielte ihren Sam, holte ihnen Bier und Zigaretten und so weiter. Nach Andrews Auskunft war er der Sohn von Jeff. Alles begann wieder einen Sinn zu ergeben. Ich hatte also Glueck gehabt, das mein Zeug von einem Dieb gestohlen wurde, dessen Vater ein Mafiaboss war, welcher seit 6 Monaten von der DNS bespitzelt wird. Wenn es ein unbedeutender Kleingangster getan haette, haette ich wohl nie erfahren was mit meinen Kameras passiert ist. Gerade nachdem Andrew mich vorgestellt hatte – was ziemlich schleimig und aetzend war – weil die Typen schliesslich meinen Reisepass und mein Foto darin bereits gesehen haben mussten – klingelte mein Telefon. Abel war am Aparat, er meinte der Station Comander wollte mich unbedingt sprechen. Ich legte auf und Andrew fragte wer es gewesen sei. Dumm wie ich war, plautzte ich vor den Typen mit der Wahrheit herraus… Einen Moment schienen sie irritiert. Dann erklaerte Andrew ihnen das man mir meinen Ausweis gestohlen haette und das ich nun illegal hier im Land sei. Darauf hin fingen die Bosse an zu lachen und erklaerten mir, ich solle mich lieber von der Polizei fern halten. Wenn die mich ohne Ausweis erwischen wuerden, kaeme ich so schnell nicht aus einer fuer mich reservierten Zelle wieder heraus. Das mit dem „reserviert“ hoben sie als gleich wieder auf und erklaerten das in diesen 10 qm Zellen gewoehnlich bis zu 25 Leute gehalten werden und das ich diese Erfahrung bestimmt nicht machen moechte. Ob ich wollte oder nicht, ich musste ihr Spiel nun mitspielen. Wir tranken also Bier und die Mafiosos sprachen uebers Geschaeft… das Laptops zur Zeit ganz gut laufen wuerden und lauter so Kram… Ich hatte absolut die Nase voll von dem Ganzen und schlich mich aufs Klo. Ich schrieb Sadia eine SMS – sie musste mich hier raus holen! Kaum hatte ich die SMS versand, da stand auch schon Schorn hinter mir und fragte, warum ich so lage brauchen wuerde…
Sadia tauchte nicht auf. Statt dessen lud Darko Andrew und mich zum Mittag ein. Wir fuhren mit seinem Wagen zu einer anderen Mall namens Cofifi. Darko kaufte Fleisch und Brot. Gebraten wurde wie immer auf einem Grill auf der Strasse. Das ganze nennen sie dann Bri. Waehrend Darko Fleisch kaufte, erklaerte mir Andrew das Darko Serbe sei und schon mindestens 10 Botswanesen auf dem Gewissen haette. Ausserdem besaesse Darko mehrere botswanische Paesse und Identitaeten, weshalb er schwer zu kriegen sei. Darko besaesse angeblich Sexlokale in Suedafrika, Swasiland, Simbabwe, Malawi und Sambia. Wenn es Probleme in Darkos Heimat gibt, fliegt der Typ nach hause und killt ein paar Leute. Auf seiner Farm in Gabaron zuechtet er Magic Mushrooms. Und ausserdem sei er verantwortlich fuer den Tod von Ivans Bruder, weshalb auch Ivan ein Interesse daran habe diesen Typen zu verknasten. Das klang alles sehr schauerlich. Darkos freundliches auftreten liessen eine solche Geschichte absurd erscheinen. Der Typ war die Ruhe in Person, das ganze Gegenteil von Andrew. Andrew hoert nie auf zu erzaehlen, Darko hoert zu und fragt sogar nach! Am meisten interessierte er sich fuer das Deutsche Fernseh. Ob die alles zeigen wuerden oder ob es da Restriktionen gaebe und wenn, dann was fuer welche? Asserdem interessierte er sich sehr fuer die Stasi und ob die noch aktiv waere und ob ich da Kontakte haette…? So langsam kam ich mir vor, wie in einem sehr schlechten Film… ein guter konnte es nicht mehr sein, bei der Rolle die ich da einnahm.
Am Nachmittag setzte mich Darko an der Camel Thorn Office ab. Nach wenigen Stunden mit Andrew war ich fertig mit der Welt.

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