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Copan Ruins – Von Haase 18 und anderen Mayas

Aus grauen Steinhaufen wachsen knorrige Bäume, Mauerreste, ein paar Steinpfeiler zieren einen Innenhof – eigentlich sind es nur ein paar alte Steine, die man bei so einer Ruinenbesichtigung zu Gesicht bekommt… solange man seinen Blick nicht auf Details lenkt. Eine Reihe Stelen zum Beispiel sind mit feinen Gravierungen überzogen. Die dargestellten Mayakönige wirken so lebendig, als wären sie gerade erst durch einen bösen Fluch erstarrt. Jeden Moment, so scheint es, könnte ihr Federschmuck wieder Farbe erlangen, sich im Wind wiegen und seine Träger bei einer blutigen Tat begleiten. Die Gesichter der Könige strahlen Stolz und Überlegenheit aus. Die Gesichter ihrer Opfer hingegen sind zu angsterfüllten Frazen verzerrt. Viel zu Lachen hatten sie nicht. Außer vielleicht über die ulkig klingenden Namen der Mayas: Gespaltener Mond Blatt Jaguar, Rauch Jaguar Imix Ungeheuer, Rauchender Himmel, Rauch Hörnchen oder auch Kaninchen 18.

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Blutig ging es bei den Mayas zu, schliesslich galt es die Götter mit Blut zu befriedigen. Diese waren von menschlicher Natur, denn auch sie konnten sterben. Blut jedoch erhielt sie am Leben, vor allem wenn es in Strömen floß. Man zog sich also dornige Fäden durch Lippe oder Zunge, oder besser noch, man stach sich mit Seeigelstacheln in den Penis. Opfer wurden geköpft, ertränkt, erhängt, gesteinigt, vergiftet, verstümmelt oder lebendig begraben. Dabei führte die Mayas ein Schamanenkönig an, welcher zwar vorangig die Sterne beobachtete – doch auch als Astronom blutrünstig sein konnte.
Wie die Aztektempel haben auch die Mayatempel einen pyramidenförmigen Aufbau. Auf der Spitze thront ein Altar. Zu ihm führt ein treppenartiger Aufstieg, die „Stairways to heaven“, ein Opfergang zum Schafott. In Mexiko sollen bei einer einzigen Tempelweihe 20.000 Menschen Schlange gestanden haben, bis ihnen im Rhythmus der Trommeln… bumbum bumbum… riz raz… riz raz… das Herz herrausgerissen wurde.

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Bis 900 AC muss die Theorie der Menschenopfer funktioniert haben. Dann müssen den Mayas ihre Götter trotzdem verstorben sein. Zumindest stellte sich die befürchtete Hungerkatastrophe ein. In der Stadt Copán sollen damals 30.000 Einwohner gelebt haben – mehr als zu dem Zeitpunkt in irgendeiner europäischen Stadt. Es gab viele Menschen, aber zu wenig Nahrung. Die landwirtschaftlich genutzten Talflächen reichten nicht mehr aus. Man wich auf Berghänge aus. Doch die Abholzung der Hänge führte zu Bodenerosion. Die ausgelaugten Oberböden überschwemmten das Tal und überdeckten die dortigen Felder. Die Bevölkerung sank kontinuierlich, bis das Tal um Copán Mitte des 13. Jahrhunderts vollkommen verlassen war. Copán verfiel, wie die meisten Maya-Städte im Tiefland der Halbinsel Yucatán.

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Als größtes Bauwerk ist eine Akropolis erhalten geblieben. Ihre „Stairways to heaven“ ist über und über mit Hieroglyphen versehen. In ihrer Gesamtheit stellt sie den längsten in Stein gemeißelten Text der Maya dar. Die Schrift der Maya basiert zwar auf Bildsymbolen, ist aber mehr als eine reine Piktogrammschrift. Bis zur Ankunft der Spanier war sie das einzige Schriftmedium in Amerika.

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Daneben erweckte vor allem ein Ballspielplatz meine Aufmerksamkeit. Offensichtlich unterlagen bereits die Mayas der Sucht einer Gummikugel nachzujagen. Im Unterschied zu unseren Bolzplätzen nimmt der Mayaauslauf die Form des Buchstabens „I“ ein. Auf Markierstein sind Krieger zu sehen, die gegen Götter kämpfen. Archeologen nehmen an, der Platz könnte ein symbolischer Eingang zur Unterwelt sein.
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